Am 24. April 1893 hallte ein lauter Knall durch den Olinger Wald. Vor 122 Jahren erschoss Richter Edouard Wolff den letzten Wolf in Luxemburg. Weitere Abschüsse in den Nachbarländer folgten.
Seitdem wurde das Tier bei uns nicht mehr in freier Wildbahn gesehen. Es wurde in Mitteleuropa sehr still um den Wolf. Seit dem Fall der Mauer und der Auflösung der Blockstaaten sowie einer nachhaltigen Forst- und Naturwirtschaft verbreitet sich das Rudeltier langsam, aber sicher wieder in den Waldgebieten.
Sichtungen kommen näher
In den vergangenen zehn Jahren gab es immer wieder Wolfsichtungen. Zuletzt wurde das Raubtier im Saarland an der Grenze zu Rheinland-Pfalz gesichtet.
Im Kreis St. Wendel wurden in der Nacht zu Donnerstag vier Schafe gerissen. Die Tiere wurden mit großer Wahrscheinlichkeit von einem oder zwei der Fleischfresser gerissen, berichtete der Wolfsmanager im Umweltministerium in Saarbrücken, Andreas Beckinger.
Durch Genickbiss getötet
Die schockierten Besitzer hatten die jetzt gerissenen Tiere den Angaben zufolge auf einer Weide gefunden. Zwei weitere Schafe waren verstört auf eine benachbarte Wiese geflüchtet, ein weiteres Tier kehrte einige Stunden später verletzt zurück.
Alles deute darauf hin, dass die Tiere von Wölfen durch Genickbiss getötet wurden, verkündigte Beckinger. Auch der Abstand der Reißzahnabdrücke von 4,5 bis 5 Zentimetern spreche dafür. Letzte Gewissheit soll eine DNA-Analyse bringen, die in zwei bis drei Wochen erwartet wird.
Nur 90 Kilometer vor der Grenze
Der Vorfall ereignete sich keine 90 Kilometer von der Luxemburger Grenze entfernt. Für einen Wolf ist dies keine Entfernung. Ein ausgewachsener Wolf legt am Tag bis zu 30 Kilometer zurück.
Es sei lediglich eine Frage der Zeit, bis der Wolf wieder in Luxemburg heimisch sein werde. Der Beutegreifer stehe praktisch vor der Tür, meinte die Jägerföderation Ende Juni. Die FSHL („Fédération Saint-Hubert des chasseurs du Grand-Duché de Luxembourg“) fordert als vorbereitendes Instrument die Ausarbeitung eines „klaren Wolfsmanagementplans“ vonseiten der zuständigen Behörden.
Im Landkreis St. Wendel soll nun ein solcher Plan in Kraft treten. Damit will man den Konflikt zwischen Artenschutz und den Interessen der Tierbesitzer entschärfen. Er sieht Informationen „ohne Panik“, Entschädigung für die Betroffenen und Präventionsmaßnahmen wie den Bau von Schutzzäunen um die Weiden vor.
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