„Sie können nicht einen Tag in Moskau verbringen, ohne Geschäfte mit Sistema zu machen“, lautet das Motto des russischen Mischkonzerns, zu dem die „East West United Bank“ in Luxemburg gehört.
Der Konzern ist riesig: Zu ihm zählen Unternehmen aus fast allen Bereichen, von Telekommunikation bis Finanzen. Und, der Konzern hat eine einzige Bank im Ausland, die „East West United Bank“. Der Mann hinter dem Konzern ist Wladimir Jewtuschenkow. Der russische Milliardär kommt regelmäßig nach Luxemburg. Beispielsweise als Russlands Präsident Wladimir Putin Luxemburg vor vier Jahren einen Besuch abstattete, war er, als Teil der russischen Wirtschaftsdelegation, mit dabei.
Ehrenkonsul für Luxemburg
Im April 2010, im Rahmen einer Luxemburger Wirtschaftsmission war er ebenfalls mit von der Partie. Dort machte er, gemeinsam mit Prinz Guillaume, vor 350 russischen Geschäftsleuten Werbung für den Standort Luxemburg: „Luxemburg ist für uns ein strategischer Partner“, unterstrich er. Beide Länder hätten „sehr vielversprechende“ Beziehungen, wobei es noch viel Potenzial gäbe. Als Anerkennung für seinen Einsatz für Luxemburg erhielt Wladimir Jewtuschenkow den Titel des Ehrenkonsuls für das Großherzogtum.
Doch die „East West United Bank“ (EWUB) hat nicht immer zu Sistema gehört. Ursprünglich war sie eine von mehreren Staatsbanken, die von der Sowjetunion in Frankfurt, London, Paris und 1974 auch Luxemburg gegründet wurden. Sie funktionierte nach den kapitalistischen Regeln Luxemburgs, hatte jedoch zum Ziel, die Import- und Exportaktivitäten von den sowjetischen Staatsbetrieben zu finanzieren. Dazu zählten unter anderem Devisentransaktionen.
Sistema und „MTS Bank“
„Bis 1991 war die Bank dann in staatlicher Hand“, so Marcin Szymarek, „Director Operations“ bei EWUB. Nur die Namen der Aktionäre hätten von Zeit zu Zeit geändert: Mal war es die staatliche Bank für den Außenhandel, mal die staatliche Zentralbank.
In den Jahren 1992 bis 1994 wurde die kleine Bank in Luxemburg privatisiert. Die „Banque Imperiale“ kaufte 49 Prozent der Anteile. Die Privatisierung war jedoch nur von kurzer Dauer – die „Banque Imperiale“ hat die Russlandkrise von 1998 nicht überlebt. EWUB wurde von der staatlichen VTB-Bank übernommen.
In den darauf folgenden Jahren begannen die Verhandlungen mit Sistema. 2002 kaufte der Konzern einen Minderheitsanteil – 2007 war der Staat komplett aus dem Kapital der Bank ausgestiegen. Heute hält Sistema direkt 34 Prozent der Anteile und die Sistema-Tochter „MTS Bank“ die restlichen 66 Prozent. MTS Bank zählt zu den 30 größten Banken Russlands und hat eine Filiale in jeder größeren Stadt.
Kundschaft aus Russland
EWUB zählt heute 38 Mitarbeiter und „ist in jedem Bereich des Bankgeschäftes aktiv“, so Marcin Szymarek weiter. Dazu zählt das Kreditgeschäft, das Sparen, das eBanking und der Bereich Vermögensverwaltung. „Nur eine Schalterbank sind wir nicht“, so der gebürtige Pole.
Jetzt wolle man auf dem Luxemburger Markt sichtbarer werden, so Szymarek. Den traditionellen Banken des Finanzplatzes wolle man dennoch keine Konkurrenz machen – man wolle sich auf die wohlhabende russische Kundschaft konzentrieren. Für die sei Luxemburg „ein gutes Eintrittstor für Europa“. Zudem sei EWUB die einzige Bank in Luxemburg, die Geldtransfers in Rubel noch am gleichen Tag tätigen kann.
Zufrieden
Mit dem Resultat ist man zufrieden. „Seit 1998 erwirtschaftet die Bank Gewinne“, so Marcin Szymarek. „Damals hatten wir unsere letzte Krise erlebt.“ Der russische Staat hatte kein Geld mehr, um seine Schulden zurückzuzahlen, „und wir saßen auf einem Haufen Papiere ohne Wert“.
Papiere aus Griechenland halte man heute jedoch nicht, so Marcin Szymarek mit einer gewissen Genugtuung. Oft sei der Bank vorgeworfen worden, es sei nicht gesund, sich auf ein Land zu konzentrieren, die Bank solle ihr Portfolio besser diversifizieren und sich „sichere europäische Papiere“ zulegen.
Doch, glücklicherweise habe man diese Ratschläge nicht befolgt. EWUB ist aktiv auf dem russischen Markt, „da kennen wir uns aus“. Die russische Wirtschaft wachse nun bereits seit Jahren, und „solange Öl und Gas weiter fließen, wird das auch so weitergehen“.
Repräsentativer Hauptsitz
Seit zwei Jahren nach ihrer Gründung sitzt die EWUB in Luxemburg im gleichen Gebäude. Die sogenannte „Villa Foch“ auf dem Boulevard Joseph II, neben dem Park, war damals im Besitz der Arbed, erinnert sich Anna Radishevskaia, „Personal Assistant to the Management“. Die Arbed nutzte das Gebäude als repräsentative Unterkunft für Gäste. Doch um 1970 hatte die Gesellschaft Probleme – die Stahlkrise – und sie verkaufte Beteiligungen, die nicht zum Kerngeschäft gehörten. Und das Gebäude war in einem „traurigen Zustand“, so Anna Radishevskaia weiter. Es sei sogar daran gedacht worden, die Villa abzureißen. „Heute wäre das nicht mehr möglich.“ Insgesamt 97 Millionen Luxemburger Franken legte die sowjetische Bank damals auf den Tisch und „rettete so das historische Gebäude vor dem Abriss“.
Zwischenzeitlich hat die Bank ausgebaut und ein weiteres Gebäude neben dem Stadtpark gekauft. Hauptsitz blieb aber die „Villa Foch“.
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