Dienstag23. Dezember 2025

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BMG – Weitere Zeugen gehört

BMG – Weitere Zeugen gehört

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Am Mittwoch wurde klar, dass auf die Ermittler Druck ausgeübt wurde. Demnach mussten die Täter aus den eigenen Reihen stammen. Weitere Zeugen im Kapitel BMG wurden am Donnerstag gehört.

Etliche Aussagen der Ermittler in den vergangenen Wochen deuteten darauf hin, dass die Attentäter aus den Reihen der Brigade Mobile stammten. So sahen sich auch am Mittwoch die Ermittler darin bestätigt, dass der Druck aus den eigenen Reihen nicht ohne Grund aufgebaut wurde.

Seit Wochenbeginn steht das Innenleben der Brigade mobile der Gendarmerie BMG im Blickfeld des Gerichts, ihre Probleme seit ihrer Gründung, die von Personal- und Materialmangel bis zu Arbeitsüberlastung und schlechte Stimmung in der Elite-Einheit reichen.

Interne Ermittlungen

Am Donnerstag wurden weitere Zeugen im Kapitel BMG gehört. Als erster tritt Ermittler Carlo Klein in den Zeugenstand. Er geht in einer chronologischen Abfolge auf die internen Ermittlungen bei der Spezialeinheit der damaligen Gendarmerie ein. Ben Geiben habe damals ein ideales Täterbild abgegeben. Aber wer waren die weiteren Täter? Sie müssen das Insiderwissen gehabt haben.

Jos Steil und der Angeklagte Marc Scheer waren damals im engeren Kreis der Verdächtigen. Über Jos Steil wurden umfangreiche Unterlagen angelegt: DNA-Probe, Presseberichte, Vernehmungen, Schulungsnachweise und Zeugenberichte.

150 Vernehmungen

Laut Ermittler Carlo Klein soll es 150 Vernehmungen gegeben haben. Dazu wurden Beamte von Gendarmerie, Polizei, Srel und Armee, welche während der Anschlagserie zwischen 1984 und 1986 Dienst schoben, vernommen.

So wurden 1999 die ersten BMG-Dossiers und 2003 Personenunterlagen bei der USP (heutige Spezialeinheit der Polizei) sichergestellt. Von 16 Polizisten, darunter Marc Scheer, wurden DNA-Proben genommen.

Geldübergabe am Theaterplatz

Ex-BMG Michel Schickes gibt bei seiner Vernehmung 2004 detaillierte Angaben über die Arbeit, Personen und Anschlagsserie während seiner Zeit bei der Spezialeinheit. Schickes berichtet von der Geldübergabe am Theaterplatz in Luxemburg-Stadt 1985.

Schickes bestätigt, dass damals abhörsichere Funkgeräte vom Srel zum Einsatz kamen. Er kann sich auch an den Peilsender im Lösegeldkoffer erinnern. Schickes macht dabei eine interessante Angabe: Wir waren bestens über sämtliche Operationen informiert. Am Theaterplatz wurden sie, laut Schickes, von den möglichen Tätern erkannt. Wir waren verbrannt, so Schickes. Unterlagen darüber gibt es nicht.

«Enormer Frust» gegen den Staat

Schickes sieht die Täter innerhalb der Ordnungskräfte. Kann aber keine «Gesichter» hinzufügen. Er spricht von einem «enormen Frust» der Täter gegenüber dem Staat. Er sieht die Täter aber nicht innerhalb der BMG.

Für Observationen kamen oft unsere Privatfahrzeuge zum Einsatz, so Schickes. Wir benutzten dabei auch Perrücken. Schickes absolvierte eine Sprengausbildung in Deutschland. Auch trainierte er mit der BMG in einer Steingrube bei Koerich. Dabei soll auch Jos Steil gewesen sein.

Unterlagen beim deutschen BKA

Ex-BMG Michel Schickes bekam während einer Personenschutzübung beim BKA in Bonn Einblick in Unterlagen über die Anschläge in Luxemburg. Wie die Unterlagen an die deutsche Behörde kamen, ist nicht gewusst, so Ermittler Carlo Klein.

Ex-BMG Jean-Marie Peters sagt in seiner Zeugenaussage, er sei einer von zwei Tauchern innerhalb der BMG gewesen. Es habe auch Tauchübungen in der Piscine Olympique gegeben, auf die am 30. September ein Attentat verübt wurde. So kannte Jean-Marie Peters, sowie andere BMG-Mitglieder, den Zugang unterhalb des Heilig-Geist-Plateau zu den Kasematten. Beim Anschlag in den Kasematten am 5. Juli 1985 mussten die Täter genaue Ortskenntnisse haben, betont Peters bei seiner Vernehmung. Er sieht den Täterkreis in der rechtsradikalen Szene.

Fanatismus

Nach der Pause wird François Hentzen, Ex-Hundführer bei der BMG vernommen. Er lobt Ben Geiben als einen vorbildlichen Offizier, der für die Gendarmerie gelebt habe. Geiben könne keine Anschläge verübt haben. Bei den Taten sei Fanatismus am Werk gewesen. Dennoch hatte Hentzen nur vage Erinnerungen an die Anschlagsserie.

Auch Pierre Reuland hat Erinnerungslücken und will sich bei Fragen über die Geldübergabe am Theaterplatz nicht festlegen.

Ein zähflüssiger Prozesstag geht somit zu Ende. Bei der nächsten Sitzung am Montag geht es mit der Aussage vom stellvertretenden Polizeichef Guy Stebens weiter.