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Affekthandlung oder geplanter Mord?

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Vor der Kriminalkammer muss sich seit Mittwoch ein 26-jähriger Mann verantworten. Ihm wird vorgeworfen. er hätte seinen besten Freund erstochen und anschließend dessen Wohnung in Brand gesetzt. Er riskiert lebenslange Haft.

Die Fakten gehen auf den 30. Oktober 2011 zurück. An dem Abend gegen 23.00 Uhr habe der Beschuldigte in der Avenue Dr. Gaasch in Rodange seinen besten Kumpel erstochen und anschließend die Wohnung des Opfers in Brand gesteckt um die Mordspuren zu verwischen. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass der Mann nicht durch das Feuer ums Leben kam sondern Fremdeinwirkung im Spiel war.

Tatmotiv soll Eifersucht gewesen sein. Der Angeklagte wollte die damalige Freundin seines besten Kumpels ausspannen. Beide Männer waren Mitglied bei der lokalen Feuerwehr in Rodange und der Beschuldigte half sogar am Tatabend den Brand, den er selbst gelegt hatte, zu löschen. Der Angeklagte gestand die Tat erst drei Wochen nach dem 30. Oktober. Zu dem Zeitpunkt wurde er verhaftet und sitzt seither in Untersuchungshaft.

Nachdem am ersten Tag der Gerichtsmediziner, ein Brandexperte und ein psychiatrischer Gutachter aussagten, war am Donnerstag ein weiterer psychiatrischer Experte an der Reihe. Dieser kam, wie bereits sein Vorgänger zum Entschluss, dass der 26-Jährige zurechnungsfähig sei. „Der Mann hatte keine außergewöhnliche Kindheit, schloss seine Schule und seine Lehre als Schlösser mit Erfolg ab. Ich habe nur einige Eifersuchtsausbrüche feststellen können“, so der Zeuge vor dem Präsidenten der Kriminalkammer des Bezirksgerichtes, Prosper Klein.

Kurzschlussreaktion

Der Gutachter unterstrich auch, dass der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt nie eine Beziehung zu einer Frau hatte. Auslöser der Tat soll eine Liebesnachricht gewesen sein, die die Freundin an ihren Partner auf der Toilette hinterlassen hatte und der Beschuldigte am Tatabend fand. Anschließend soll er zum Messer gegriffen haben und seinen besten Freund zwei Mal in den Brustkorb auf Höhe des linken Schlüsselbeins gestochen haben. Deshalb stellt sich die Frage, ob der Angeklagte im Affekt handelte, also unter einer Kurzschlussreaktion gelitten hat oder ob er seinen Kumpel absichtlich bei Seite schaffen wollte um sich an dessen Freundin heranzumachen. Der Experte schloss in seiner Zeugenaussage eine Affekthandlung aus.

Der Rechtsanwalt der Eltern des Opfers, Pierre Goerens reichte am Donnerstag Nebenklage ein und forderte rund 150.000 Euro für die Hinterbliebenen.

Hauptverdächtigter

Anschließend war es an einem Ermittler der vor die Richter trat. Er schilderte erneut was sich am Tatabend abgespielt haben könnte. Dieser Ermittler hat auch den Beschuldigten verhört. Bei dieser Vernehmung wurden Details festgestellt, die nicht übereinstimmen konnten. Deshalb galt der Angeklagte schnell als Hauptverdächtigter.

„Erst nachdem er festgenommen wurde legte der Angeklagte ein Geständnis ab“, so der Polizeibeamte. Er soll dem Polizisten gesagt haben: „Ja, ich war es, doch es war ein Unfall“. Auch soll der 26-Jährige vor dem Untersuchungsrichter gesagt haben, dass er geplant hatte seinen Kumpel umzubringen um seine eigenen Chancen bei dessen Freundin zu verbessern. Die Mutter des Beschuldigten sagte, dass ihr Sohn ein sehr zurückhaltender Junge sei und sich nie beschwert hätte, keine Freundin zu haben.

Eigentlich waren nur zwei Tage für diesen Prozess vorgesehen, doch aufgrund zahlreicher Fragen an die Zeugen wird der Prozess nächste Woche fortgesetzt.

(Philippe Hammelmann / Tageblatt.lu)