Dienstag16. Dezember 2025

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310 Arbeitsplätze weniger

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ArcelorMittal wird in Luxemburg die Produktion stark zurückfahren. Insgesamt werden 310 Beschäftigte in eine „cellule de reclassement“ (CDR) überführt werden./Claude Molinaro

Am stärksten betroffen ist der Standort Belval, wo wegen des starken Auftragsrückgangs fortan 250 Personen über die CDR beschäftigt werden. Man erwarte, dass das Stahlwerk Belval in den nächsten Monaten mit nur noch 25 Prozent seiner Kapazitäten arbeiten werde, sagte Michel Wurth, Mitglied des „Group Management Board“, gestern Nachmittag der Presse gegenüber.


Die einzige gute Nachricht sei, dass man die Hoffnung habe, dass die Spundbohlen-Walzstraße („palplanche“) jetzt ein bisschen mehr produzieren werde, weil es die einzige Walzstraße dieser Art innerhalb der ArcelorMittal-Gruppe sei und die Nachfrage nach diesen Produkten in Europa nicht so gefallen sei.
Der Rückgang der Stahlaktivitäten zeige auch bereits seine Auswirkungen auf sekundäre Bereiche inner halb der Gruppe. Bei ArcelorMittal Woiwer in Differdingen könnten 60 Beschäftigte in die CDR überführt werden. Dort müsse man allerdings noch mit den Sozialpartnern verhandeln. Insgesamt seien dann 530 in der „cellule de reclassement“ beschäftigt. Es handelt sich dabei um eine betriebsinterne Arbeitsvermittlungsstelle, die Personal an andere Abteilungen des Konzerns vermittelt oder auch für externe Betriebe Leiharbeiter zur Verfügung stellt.
Damit konnten in der Vergangenheit Entlassungen vermieden werden.

Keine definitivenWerkschließungen

Primorec, ein Werksteil von ArcelorMittal Woiwer, ist eine Firma, die Abfälle wie Staub und Schlamm aus den Walzwerken für eine Wiederverwertung aufarbeitet. Durch den starken Aktivitätsabfall sei die Anlage unter den gegebenen Umständen nicht mehr rentabel, sagte Michel Wurth.
Daher werde der Betrieb nun zeitweilig geschlossen. Die verbleibende Arbeit wird an einen Subunternehmer in Deutschland vergeben.
Es gebe jedoch auch eine gute Nachricht für Differdingen: Die Trägerproduktion könnte vielleicht von einer Werkschließung in Spanien profitieren und einen Teil dieser Aufträge übernehmen.
Die Werke in Rodange und Schifflingen seien im Moment nicht gefährdet. Im Düdelinger Werk seien schon seit dem 1. April 2009 80 Beschäftigte in der CDR.
Michel Wurth hob hervor, das man sich entschlossen habe, die Produktion in Europa effizienter zu gestalten, ohne definitiv Standorte schließen zu müssen. Es gebe auch keine derartigen Pläne. Man wolle die Produktion einzig und allein durch zeitbegrenzte Produktionsstopps in einzelnen Betrieben effizienter gestalten.
Das betreffe vor allem die Anlagen mit Hochöfen. Insgesamt seien in Europa im zweiten Trimester weniger als die Hälfte der Hochöfen aktiv gewesen. Auf jedem der Standorte sei wenigstens ein Hochofen außer Betrieb gewesen.
Auf zwei Standorten, Liège (Wallonien) und Florange (Lothringen), werde nun die Produktion aus den Hochöfen bis auf Weiteres ganz eingestellt.

Hochöfenwerden gewartet

Die Kokereien werden jedoch den Betrieb nicht einstellen. Michel Wurth unterstrich jedoch, dass der Produktionsstopp der Hochöfen nur zeitweise sei. Sie würden regelmäßig gewartet, um sofort wieder einsatzfähig zu sein, sobald die Wirtschaft wieder anspringt.
Im ersten Trimester dieses Jahres arbeiteten die Werke wegen mangelnder Aufträge mit nur 50 Prozent ihrer Kapazität. Im vorigen September habe man noch gehofft, der wirtschaftliche Wiederaufschwung würde bereits im zweiten Quartal erfolgen, sagte Wurth. Leider hätten sich die Lager bei den Händlern und Kunden nicht so schnell geleert wie erwartet. Es werde zu keinem Aufschwung im zweiten Quartal kommen. Auch im dritten sei nicht damit zu rechnen, da dies die Ferienzeit ist, was traditionsgemäß flaue Monate fürs Geschäft bedeutet.
Die Konzernleitung wolle auf jeden Fall alle schwierigen Entscheidungen in voller Transparenz und in guter Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern treffen. Deshalb habe sich die Konzernleitung gleich am Anschluss des Treffens mit dem europäischen Betriebsrat gestern Morgen auch mit den Gewerkschaftsvertretern aus den betroffenen Betrieben getroffen.
Die Krise müsse mit den Mitarbeitern und nicht gegen sie gelöst werden. Es seien auch bereits Gespräche mit dem Wirtschaftsminister, dem Arbeitsminister und dem Premierminister geführt worden.
Einerseits wolle man die Probleme global in der ArcelorMittal-Gruppe angehen, andererseits werde man die Diskussionen, wie die sozialen Auswirkungen am besten abzufedern seien, auf lokaler Ebene führen, denn dort könnten die besten Ideen im Sozialbereich gefunden werden.