Das Video ist kurz. Eigentlich sieht man fast nichts. Ein kleiner Junge wird in Aleppo, einer belagerten Stadt in Syrien, aus einem Haus gerettet, das gerade von einer Bombardierung getroffen wurde. Er wird in einen Krankenwagen gesetzt. Während die Menschen um ihn hektisch herumlaufen, bleibt er komplett ruhig.
Er greift sich an den blutenden Kopf, schaut seine Hand an und blickt dann in die Kamera. Sein Blick scheint vollkommen leer zu sein.
Am Donnerstag ging das Video, das von einer Aktivistengruppe namens Aleppo Media Centre (AMC) aufgenommen wurde, um die ganze Welt. Das Entsetzen war groß. Der Blick des Jungen verdeutlicht, was sich in der syrischen Stadt gerade tagtäglich abspielt. Seit mehr als fünf Jahren wütet der Krieg in Syrien. Der Junge hat sein ganzes Leben lang wohl nichts anderes erlebt.
Es erinnert ein bisschen an die Geschichte des kleinen Aylan Kurdi, dessen lebloser Körper vor einem Jahr an einen türkischen Strand gespült wurde. Er war Flüchtling und hatte die Mittelmeer-Überfahrt Richtung Europa nicht überlebt. Ein Fotograf hielt den Moment fest und erschütterte Menschen weltweit. Auf einmal wurde die Flüchtlingskrise, die bis dahin so weit weg schien, real. Sie hatte plötzlich ein Gesicht.
In Aleppo wüten nun seit Wochen schon Kämpfe zwischen den Rebellen, die sich in einigen Vierteln der Stadt verschanzt haben und den syrischen Regierungstruppen, die versuchen diese Viertel wieder einzunehmen. Die Stadt ist eingekesselt und wird regelmäßig bombardiert. Es sind neben den Rebellen noch geschätzte 400.000 Zivilisten in den belagerten Bezirken.
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