Headlines

Lampedusa versinkt im Flüchtlingsstrom

Lampedusa versinkt im Flüchtlingsstrom
(AFP)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Auf Lampedusa steigt die Anspannung. Weit mehr als 5500 fast ausschließlich tunesischer Flüchtlinge drängen sich auf der winzigen Insel südlich von Sizilien.

In der Nacht auf Dienstag erreichten drei Boote mit insgesamt 290 Immigranten an Bord die nur etwa 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernte Insel, wie italienische Medien berichteten. Das für etwa 850 Insassen geplante Auffanglager der Insel ist seit Tagen heillos überfüllt. Flüchtlinge kampieren, wo es nur irgend geht. Die Insel kann den unaufhaltsamen Flüchtlingsansturm nicht mehr verkraften.

Das Marineschiff «San Marco», das bereits am Dienstag etwa 1000 Bootsflüchtlinge in andere italienische Lager bringen sollte, werde nun am Mittwochvormittag in Lampedusa anlegen, berichteten italienische Medien. Weil die Bevölkerung auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel zunehmend gegen den starken Flüchtlingsstrom rebelliert, hat Bürgermeister Bernardino De Rubeis den sofortigen Abtransport der Immigranten von Lampedusa verlangt. Dafür setzen sich auch humanitäre Organisationen und das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) ein.

Notfallplan

Unterdessen bereitet sich die italienische Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi bereits auf einen neuen Ansturm von Immigranten vor. Innenminister Roberto Maroni der ausländerfeindlichen Regierungspartei Lega Nord rechnet mit 50.000 Flüchtlingen aus dem Kriegsgebiet Libyen, die schon bald die Mittelmeerroute nach Italien wählen könnten. Diese sollen im Ernstfall auf ganz Italien verteilt werden, sagte Maroni. «Alle Regionen, Provinzen und Städte haben dem Notfallplan zugestimmt», so der Innenminister nach einer Krisensitzung am Dienstag.

Seit Jahresbeginn sind schon mehr als 15.000 Flüchtlinge auf Lampedusa angekommen. Innenminister Roberto Maroni hatte am Montag erneut davor gewarnt, dass sich auf diesem Weg auch Terroristen einschleusen könnten. Italien strebt eine baldige Vereinbarung mit der neuen Regierung in Tunis an, um die Migrantenwelle einzudämmen. Nach dem Sturz des tunesischen Diktators Zine el Abidine Ben Ali hatten allein Mitte Februar innerhalb weniger Tage über 5600 Menschen aus dem nordafrikanischen Land die Insel Lampedusa erreicht.