Mit einem kleinen und ausschließlich mit Sonnenenergie betriebenen Flugzeug 20 Kilometer hoch bis in die Stratosphäre aufzusteigen – dies ist die kühne Herausforderung, die sich der selbsternannte «Öko-Abenteurer» Raphaël Domjan gestellt hat. Mit dem Projekt SolarStratos will er «das Potenzial und die Zuverlässigkeit der erneuerbaren Energien» unter Beweis stellen, wie der Schweizer kürzlich erläuterte, als er vor dem Luftfahrtmuseum von Bourget bei Paris das Modell seines kleinen Flugzeugs vorstellte.
Für den 42-Jährigen ist dies nicht das erste Abenteuer: Von 2010 bis 2012 hatte er schon als erster ausschließlich mit Sonnenenergie die Erde umrundet – auf dem Boot PlanetSolar. Das Flugzeug für das Projekt SolarStratos wurde von dem deutschen Ingenieur und Gründer der Firma PC-Aero, Calin Gologan, konzipiert. Es ist 7,7 Meter lang und 350 Kilogramm schwer. 20 Quadratmeter Solarzellen versorgen einen Elektromotor mit Strom. Für den Antrieb sorgt ein kleiner Propeller.
Waghalsiges Projekt
Abgesehen von Raumfahrzeugen und einer russischen Mig-25, die 1977 mit dem Piloten Alexander Fedotow am Steuerknüppel eine Höhe von 37,6 Kilometer erreichte, ist bisher kein Flugzeug 20 Kilometer über der Erde geflogen. «In dieser Entfernung kann man sowohl die Wölbung der Erde sehen, als auch Sterne am hellen Tag», begeistert sich Domjan, der das Abenteuer im Jahre 2017 wagen will. Die Kosten des Vorhabens beziffert er auf rund sechs Millionen Euro.
Bis zum Start will Domjan sich mit zahlreichen Tests auf das waghalsige Projekt vorbereiten – in der Schweiz, wo das Flugzeug 2015 eintreffen soll. Der 42-Jährige weiß, dass viele technische Probleme gelöst werden müssen, damit er mit seinem Flugzeug die gewünschte Höhe erreichen kann. So kann der Druck im Cockpit einer so kleinen Maschine nicht ausgeglichen werden. Der Schweizer wird sich also mit einem Astronautenanzug hinter den Steuerknüppel klemmen müssen.
Sichere Tod
Dessen ebenfalls mit Sonnenenergie betriebener Elektromotor soll dafür sorgen, dass der Pilot während des rund fünfstündigen Flugs die extreme Kälte von minus 70 Grad ertragen kann. Mit dem schweren Astronautenanzug kann sich Domjan allerdings im Falle eines Problems nicht per Fallschirm retten. Wenn etwa der Druckausgleich seines Anzugs ausfallen sollte, wäre dies der sichere Tod – dessen ist sich der Öko-Abenteurer sehr wohl bewusst.
Bei der Vorbereitung des Flugs wird sich der Schweizer daher auf die Hilfe eines erfahrenen US-Astronauten stützen, des 55 Jahre alten Michael Lopez-Alegria. Der hat zwischen 1995 und 2007 an vier Weltraumflügen teilgenommen und außerdem 115 Tage in der Internationalen Weltraumstation (ISS) verbracht. Von dort aus absolvierte er insgesamt zehn Raumspaziergänge.
50.000 Euro
Domjans Solarflugzeug wird über zwei Plätze verfügen – aus gutem Grund. Der Schweizer möchte die kleine Maschine nämlich langfristig für den Tourismus nutzen. Betuchte Kunden mit einem Hang zum Abenteuer, die die Sterne gerne mal von näher betrachten wollen, können schon heute buchen – für den stolzen Preis von 50.000 Euro.
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