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Kahlschlag bei ING in Belgien und Niederlande

Kahlschlag bei ING in Belgien und Niederlande
(Stephanie Lecocq)

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Die Großbank ING streicht über 3.000 Arbeitsplätze in Belgien. Ob auch Luxemburg von dem Stellenabbau betroffen sein wird, ist bislang noch nicht bekannt.

In den kommenden fünf Jahren will die ING Belgique insgesamt 3.158 Arbeitsplätze streichen. Das berichtet die Tageszeitung «Le Soir» auf ihrer Webseite. Seit dem frühen Montag Morgen tagt eine außergewöhnliche Aufsichtsratssitzung der Bank.

Damit fallen rund 40 Prozent der 8.000 Stellen bei der Bank weg. Auch in den Niederlanden sollen Arbeitsplätze abgebaut werden. Dort sollen rund 3.500 Stellen gestrichen werden. Die Restrukturierung betreffe auch die Record Bank, eine Tochterfirma von ING Belgien. Von den 709 ING und den 500 Record Bank Filialen sollen insgesamt 600 geschlossen werden.

Mit dem Jobabbau will die Großbank rund 900 Millionen Euro jährlich einsparen. Dabei hat die ING BeLux im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von rund 1,1 Milliarden Euro erzielt und damit fast genauso viel wie im Rekordjahr 2014. Außerdem hat die Bank im vergangenen Jahr 170.000 Neukunden gewinnen können.

Jobabbau trotz Milliardengewinn

In den vergangenen zehn Jahren hat die ING Belgique rund 7,2 Milliarden Euro an Gewinnen an ihre niederländische Muttergesellschaft ausgeschüttet, berichtete die belgische Wirtschaftszeitung L’Echo am vergangenen Samstag.

Rik Vandenberghe, ehemaliger Chef von ING Luxembourg und jetzt CEO von ING Belgique hatte noch bei der Präsentation des Jahresergebnisses 2015 freudig verkündet: «Wir haben gute kommerzielle und finanzielle Ergebnisse erzielt.» Wie Hohn dürfte es für viele Mitarbeiter nunmehr klingen, was Vandenberghe damals sagte: «Ich möchte mich (…) bei unseren Mitarbeitern für ihr Engagement bedanken, unseren Kunden die Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die sie verdienen.»

Kritik von Gewerkschaften und aus der Politik

Die Gewerkschaften in Belgien kritisieren das Vorgehen der Bank heftig. Vor dem Brüsseler Hauptsitz der Bank haben sie ein großen Transparent mit der Aufschrift «ING Shame on you» aufgehängt. Am Montag Nachmittag trifft sich Premierminister Charles Michel mit Gewerkschaftsvertretern.

Kritik kommt auch aus dem Arbeitsministerium. «In der Vergangenheit haben wir den Banken mit Milliarden Euro geholfen», so der belgische Arbeitsminister Kris Peeters gegenüber dem Radiosender RTBF. Jetzt sei es an den Banken Verantwortung für ihr Personal zu übernehmen.

Zwischen 2006 und 2016 sind im belgischen Bankensektor insgesamt rund 20 Prozent der Arbeitsplätze abgebaut worden. Das Online-Banking hat stark dazu beigetragen, dass immer weniger Kunden Bankfilialen nutzen und verstärkt ihre Bankgeschäfte von zuhause aus oder über ihr Mobilgerät tätigen.

Weltweit sollen insgesamt 7.000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Ob auch Luxemburg betroffen sein wird, ist bislang noch nicht bekannt.