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Jüdischer Ernst

Jüdischer Ernst
(Markus Schreiber)

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Netanjahu deutet Holocaust um.

Wenn man es nicht besser wüsste, man hätte es für ein besonders schwarzes – wenn auch nicht besonders gelungenes – Beispiel des eh schon sehr schwarzen – und meistens sehr gelungenen – jüdischen Humors halten können.

Und die Geschichte geht so: Hitler wollte die Juden nie auslöschen. Er wollte sie nur vertreiben. Da funkte 1941 aber aufgeregt der Mufti Jerusalems dazwischen – Vertreiben? Was? Mit Verlaub, Herr Hitler, das geht aber nicht. Denn dann kommen die ja alle zu uns. Hitler, mit seinem Runen-Latein am Ende, zupft sich das Bärtchen und fragt beim Mufti nach alternativen Lösungen … Serviert bekommt er DIE alternative Lösung. Bekannt wurde sie unter dem Namen „Endlösung“. Nur, leider, ist das alles kein Witz. Nicht einmal ein schlechter. Es sind die Worte des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu. Gesprochen am Dienstag vor dem Zionistischen Weltkongress. Israels Premier spricht Hitler quasi von der Holocaust-Schuld frei? Proteste folgten auf dem Fuß, auch und besonders von israelischer Seite.

Netanjahu ruderte eilig zurück. Doch was bleibt, ist seine Unverfrorenheit, die die Nachrichtenlage im Nahen Osten dominiert. Israels desaströse Besatzungspolitik rückt so wenigstens kurz in den Hintergrund. UN-Generalsekretär Ban kann noch so laut zur Deeskalation aufrufen. Netanjahus Geschwafel hat die Wirklichkeit da längst übertönt. Doch die sieht mehr denn je nach dritter Intifada aus. Und das ist nicht nur jüdischer Ernst.