Der Prozess, bei dem drei Erzieherinnen in den Jahren 2008/2009 in einer Bonneweger „Maison relais“ Kinder gegen ihren Willen mit dickem Klebeband befestigten, erregte in der Öffentlichkeit großes Aufsehen. Viele Eltern entrüsteten sich darüber, wie mit ihren Kinder in den Tagesstätten umgegangen wird. Ein ganz ähnlicher Fall machte nun vor ein paar Tagen die Runde. Auch hier sollen Kinder daran gehindert worden sein, sich frei zu bewegen. Im Rahmen der Ferienaktivitäten der „Aktioun Bambësch“ soll eines der Kinder mit Klebeband an seinem Bussitz befestigt worden sein. Jedoch erfolglos – das Kind habe sich sofort wieder losgerissen, erklärte Schöffin Sam Tanson gegenüber RTL.
Bei der „Aktioun Bambësch“ kümmern sich Betreuer des „Centre d’animation pédagogique et de loisirs“ (Capel) um die Kinder. Dieses ist für die Ausbildung der Betreuer bei der Ferienaktivität zuständig. Die Vorgaben kommen aber vom „Service national de la jeunesse“ (SNJ). Die Voraussetzung, um solche Ferienaktionen zu leiten, ist der Besitz des „Brevet B“. In insgesamt 150 Stunden wird den meistens jungen Leuten erklärt, wie sie Gruppen von Kindern zu leiten und mit ihnen umzugehen haben. Zudem müssen die Betreuer volljährig sein sowie an einer Schule angemeldet sein.
«Bisher hat immer alles geklappt»
Patricia Kariger, Sprecherin der Stadt Luxemburg, sagt, dass die beanstandete Vorgehensweise unter keinen Umständen vorkommen dürfe. Leider seien Fehleinschätzungen oder Fehlverhalten trotz einer guten Ausbildung nie zu 100 Prozent auszuschließen. Und wenn es dann dennoch zu solchem Fehlverhalten kommt? Die Betreuer können sich bei Ratlosigkeit oder Schwierigkeiten an ihre Ansprechperson, einen professionellen Erzieher, wenden. Aber: „Jeder ist verantwortlich für seine Handlungen“, betont Kariger. Bislang hat dieses System wohl auch immer gut geklappt. Seit mittlerweile 40 Jahren gebe es die „Aktioun Bambësch“ und niemals sei es zu größeren Vorfällen gekommen, erklärt Kariger.
Erste Konsequenzen werden aber bereits aus diesem Vorfall gezogen. In Zukunft wolle man versuchen, die Betreuer besser auf schwierige Situationen vorzubereiten, und die verantwortliche Betreuerin wurde von ihrer Arbeit mit den Kindern entbunden.
Etwas brisant: Der Vorfall war bereits intern bekannt gewesen. Große Aufregung gab es aber erst, als die Mutter des betroffenen Kindes sich über die sozialen Medien über den Vorfall äußerte.
Zu Demaart
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