Der iranischen Regierung ist ein Propagandacoup gegen den «großen Satan» USA gelungen. Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag Bilder eines Flugkörpers, bei dem es sich um eine hochmoderne Stealth-Drohne vom Typ RQ-170 Sentinel handeln soll. Eine solche ist vor einer Woche im iranischen Luftraum verloren gegangen. Das US-Verteidigungsministerium will die Bilder untersuchen, wie ein Sprecher erklärte.
Der scheinbar unversehrte Zustand des Spionageflugzeugs sorgt allerdings für Stirnrunzeln. Ein hoher Beamter des Pentagon stellte im Gespräch mit CNN die «große Frage», wie die Drohne weitgehend intakt sein könne angesichts der grossen Höhe, aus der sie vermutlich abgestürzt sei. Ein weiterer Beamter meinte, die USA könnten nicht sicher sein, dass es sich um die echte Stealth-Drohne handle. Es gebe aber auch keinen Grund anzunehmen, dass sie gefälscht sei.
«Wie ein Umzugswagen»
Auch Militärexperten sind sich nicht einig. John Pike von der Denkfabrik Globalsecurity.org in Virginia bezweifelte gegenüber dem «Guardian» die Echtheit: Das von den Iranern gezeigte Objekt sehe aus «wie ein Umzugswagen». Es sei bemerkenswert intakt, «und die Flügen sind nach unten gebogen, statt wie im Original nach oben». Der Luftverkehrs-Analyst Bill Sweetman dagegen meint laut CNN, es handle sich um eine echte RQ-170.
Es sei möglich, dass die Drohne flach aufgeprallt und nur die Unterseite beschädigt sei, sagte Sweetman. In diesem Fall dürften die elektronischen Systeme unbeschädigt sein. Der Flieger sei vermutlich nicht abgeschossen worden, sondern durch ein Systemversagen abgestürzt. Es sei zudem «ziemlich klar, dass die Flügel abgetrennt wurden, beim Absturz oder beim Transport», sagte der Experte. Dies könnte die Krümmung nach unten erklären.
Wurde die Drohne «gehackt»?
Unklar bleibt die Ursache des Absturzes. US-Regierungskreise bestreiten die Version der Iraner, wonach die Drohne «gehackt» und dadurch vom Himmel geholt wurde. Waffenexperten vermuten jedoch laut «Guardian», dass der Tarnkappen-Flieger mit einem russischen System zur elektronischen Kriegsführung namens Avtobaza abgefangen wurde. Der Iran soll ein solches in den letzten Monaten in Moskau gekauft haben.
US-Medien berichteten am Donnerstag, dass die nach ihrer Basis in Afghanistan als «Biest von Kandahar» bekannte Hightech-Drohne tatsächlich verwendet wurde, um iranische Atomanlagen auszuspionieren. Offiziell befand sie sich auf einem Routineeinsatz über dem Westen Afghanistans, dabei sei sie versehentlich in den iranischen Luftraum gelangt. Angeblich hat das US-Militär sogar eine Rettungsmission mit Spezialtruppen zur Bergung des Flugkörpers erwogen, dies jedoch als zu riskant verworfen.
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