Als Reaktion auf die Mossul-Offensive haben Kämpfer der IS-Terrormiliz die nordirakische Stadt Kirkuk sowie ein Kraftwerk angegriffen und zahlreiche Menschen getötet. Sicherheitskräfte und Extremisten lieferten sich am Freitag in Kirkuk über Stunden heftige Gefechte. Zudem soll der Islamische Staat (IS) nach UN-Angaben hunderte Zivilisten als «menschliche Schutzschilde» missbrauchen.
«Wir sind darüber sehr besorgt», sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Rad al-Hussein am Freitag in Genf. Sein Büro habe entsprechende Informationen erhalten, nach denen mehrere hundert Familien nach Mossul gebracht worden seien, um die Offensive irakischer Sicherheitskräfte auf die IS-Hochburg aufzuhalten. «Wir wissen, dass der IS keinerlei Achtung vor dem menschlichen Leben hat», sagte Al-Hussein. «Daher muss die irakische Regierung alles in ihren Kräften stehende tun, um Zivilisten zu schützen.»
IS-Bastion Mossul
Die Terrormiliz steht im Irak stark unter Druck, nachdem Armee, kurdische Peschmerga-Kämpfer und lokale Milizen am Montag eine Großoffensive auf deren Hochburg Mossul begonnen haben. Sie rückten am Mittwoch bis auf etwa 20 Kilometer an die Stadt heran. Mossul ist die letzte irakische IS-Bastion. Sollte die Stadt befreit werden, wäre die Miliz im Irak militärisch weitestgehend besiegt.
In der Stadt Kirkuk, süd-östlich von Mossul, lieferte sich der IS schwere Gefechte mit Sicherheitstruppen. IS-Schläferzellen hätten am Morgen in mehreren Vierteln Polizeistationen und andere Gebäude gestürmt, erklärten Provinzgouverneur Nadschim al-Din Karim und die Polizei. Allein bei einem Angriff auf ein Kraftwerk nahe Kirkuk starben 19 Menschen.
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— ???? ????? (@MousaAlomar) 21. Oktober 2016
Schusswechsel
Nach Medienberichten begann der Angriff auf Kirkuk in den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang. Demnach habe der IS dabei auch Selbstmordattentäter eingesetzt. Anwohner berichteten von Explosionen und Schüssen. Fernsehbilder zeigten Rauch über der Stadt und Schusswechsel in den Straßen. Aus Sicherheitsgründen waren alle Moscheen vorübergehend geschlossen worden, die Freitagsgebete seien abgesagt worden, hieß es aus Sicherheitskreisen.
Kirkuk und das Umland werden von den Kurden kontrolliert. Bekannt ist die Region vor allem wegen ihrer großen Öl-Vorkommen. Die kurdische Autonomieregierung im Nordirak und die Zentralregierung in Bagdad streiten sich seit langem darüber, wer die Hoheit über die Region erhält. Kurdische Peschmerga-Kämpfer rückten im Zuge des Kampfes gegen den IS in die Stadt ein und brachten sie unter Kontrolle.
Tausende Flüchtlinge
Im Umland von Mossul ging die Militäroperation gegen den IS weiter. Die Angreifer bemühten sich weiter, den Ort Baschika nordöstlich der Großstadt unter Kontrolle zu bringen, wie es aus Kreisen der Peschmerga hieß. Der IS habe das Gebiet mit zahlreichen Minen versehen. Mehrere Peschmerga-Kämpfer seien getötet worden.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR meldete, bislang gebe es nur ein kleines Maß an Vertreibungen. Demnach flohen bisher rund 3900 Menschen aus Mossul und dem Umland. Hilfsorganisationen rechnen damit, dass durch die Offensive bis zu einer Millionen Menschen vertrieben werden könnten.
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