Die radikal-islamische IS-Miliz hat die Anschläge in der iranischen Hauptstadt Teheran für sich reklamiert. Kämpfer des IS hätten das Grabmal von Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini und das Parlament angegriffen, meldete die Nachrichtenagentur der Gruppe, Amak, am Mittwoch.
Bei offenbar koordinierten Angriffen auf das Parlament und das Mausoleum von Ayatollah Ruhollah Khomeini in Teheran hat es acht Tote gegeben. Ein Wachmann sei erschossen worden, als vier Bewaffnete auf das Gelände des Parlaments im Stadtzentrum eindrangen, berichtete die Nachrichtenagentur Isna am Mittwoch. Zudem sei ein Gärtner getötet worden, als mehrere Angreifer ins Grabmal Khomeinis im Süden Teherans stürmten.
Eine Attentäterin habe sich vor dem Mausoleum in die Luft gesprengt, meldete Isna. Ein Mitarbeiter des Grabmals sagte, drei bis vier Angreifer seien durch den westlichen Eingang in das Mausoleum gestürmt und hätten das Feuer eröffnet. Es war unklar, ob sie die Haupthalle des Mausoleums erreichten, in der der Begründer der Islamischen Republik begraben liegt.
Tote und Verletzte
Die Nachrichtenagentur Ilna berichtete, Sicherheitskräfte entschärften eine Bombe im Mausoleum, es seien weiter Schüsse zu hören. Journalisten wurden nicht an das Grabmal herangelassen, das am Rande der Autobahn zur Theologenstadt Ghom in der Ebene südlich von Teheran am Rande des riesigen Friedhofs von Behescht-e Sahra liegt. Erst am Sonntag hatte Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei bei einer Kundgebung in dem Mausoleum an den Tod des Republikgründers vor 28 Jahren erinnert.
????? ????????? ?? #?????????_???? #???_????_????? #?????#TehranUnderAttack pic.twitter.com/ynwTpvhAP9
— Pourya Sadaty (@pourya_sadaty) 7. Juni 2017
Nach den Angriffen riegelten die Sicherheitskräfte die Anschlagsorte ab, die Metro wurde geschlossen, und Innenminister Abdolrahman Fasli berief eine Krisensitzung des Sicherheitsrats ein. Ein Abgeordneter sagte dem Staatsfernsehen Irib, vier mit Gewehren und Pistolen bewaffnete Männer befänden sich weiter im Parlament. Die Nachrichtenagentur Isna meldete, ein Wachmann sei erschossen und zwei weitere Menschen seien verletzt worden, nachdem die Angreifer durch den nördlichen Eingang auf das Gelände der Madschlis vorgedrungen seien.
Angreifer unbekannt
Das Parlament im Zentrum der iranischen Hauptstadt besteht aus mehrere Gebäuden, die durch Gärten verbunden sind. Die Nachrichtenagentur Tasnim meldete, ein Mann habe auf der Straße vor der Madschlis das Feuer eröffnet, sei aber von den Schüssen der Polizei gezwungen worden, wieder in das Parlament zurückzukehren.
Wer hinter den Angriffen steckte, war zunächst unklar. Teheran und andere iranische Großstädte waren in den vergangenen Jahren weitgehend verschont worden von Anschlägen. Zwar sind im Nordwesten kurdische Rebellen sowie in der südöstlichen Provinz Sistan und Belutschistan sunnitische Separatisten aktiv, doch verüben sie nur selten Angriffe in den Großstädten.
Scharfe Überwachung
Die schiitische Regionalmacht unterstützt im syrischen Bürgerkrieg Machthaber Baschar al-Assad sowie schiitische Milizen im Irak. Es gab immer wieder Drohungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und anderer sunnitischer Extremistengruppen gegen den Iran, doch verübten sie bisher keine größeren Anschläge im Land.
Sunnitische Extremisten wie die IS-Miliz betrachten Schiiten als Ungläubige und begehen regelmäßig Anschläge auf schiitische Moscheen, Märkte und Pilger im Irak, Pakistan und Afghanistan. Dass es im Iran bisher nicht zu größeren IS-Anschlägen kam, führen Experten auch auf die scharfe Überwachung der iranischen Gesellschaft durch den Geheimdienst zurück.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können