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HintergrundTödlicher Machtkampf zweier Generäle – Sudan wieder von gewalttätigen Auseinandersetzungen erfasst

Hintergrund / Tödlicher Machtkampf zweier Generäle – Sudan wieder von gewalttätigen Auseinandersetzungen erfasst
Der sudanesische Armeechef Abdel Fattah al-Burhan (l.) und der Anführer der paramilitärischen Miliz RSF, Mohamed Hamdan Daglo Foto: AFP/Ashraf Shazly

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Bei schweren Kämpfen im Sudan sind seit dem Wochenende mehr als hundert Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. Hintergrund der gewalttätigen Auseinandersetzungen in dem nordostafrikanischen Land ist die Rivalität zwischen Machthaber und Armeechef Abdel Fattah al-Burhan und seinem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, dem Anführer der paramilitärischen Miliz RSF.

Warum ist die Gewalt ausgebrochen?

Im Oktober 2021 putschten Burhan und Daglo gemeinsam gegen die Übergangsregierung, die nach dem Sturz des langjährigen Autokraten Omar al-Baschir 2019 amtierte. Burhan, ein General aus dem Norden, der unter Al-Baschir Karriere gemacht hatte, übernahm die Führung. Daglo, Angehöriger des nomadischen Riseigat-Stammes aus der Region Darfur, wurde sein Vize.

„Das war nie ein echtes Bündnis, sondern eine Zweckehe“, sagt der Politikwissenschaftler Hamid Chalafallah. Die Differenzen vertieften sich, nachdem Daglo, genannt Hemeti, den Staatsstreich als „Fehler“ bezeichnete. In den vergangenen Wochen eskalierte der Konflikt wegen der geplanten Eingliederung der RSF-Miliz in die reguläre Armee – ein Schritt auf dem Weg hin zu einer Demokratie.

„Hemeti wurde damit vom zweiten Mann zu einem ebenbürtigen Partner Burhans“, sagte die Wissenschaftlerin Cholood Chair vom Forschungszentrum Confluence Advisory in Khartum. Er habe die Chance gewittert „seine sehr großen politischen Ambitionen“ zu verwirklichen, sagt auch Alan Boswell, Experte für die Region bei der Nichtregierungsorganisation International Crisis Group.

Wer steckt hinter der RSF-Miliz?

Die Rapid Support Forces (RSF) wurden 2013 gegründet. Der paramilitärischen Truppe gehören tausende ehemalige Kämpfer der berüchtigten arabischen Dschandschawid-Miliz an, die der islamistische Machthaber Al-Baschir gegen nicht arabische ethnische Minderheiten in der westlichen Region Darfur einsetzte. Im Darfur-Konflikt ab 2003 wurden nach UN-Angaben 300.000 Menschen getötet und 2,5 Millionen vertrieben.

Der Internationale Strafgerichtshof klagte Al-Baschir deshalb wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord an. 2015 schloss sich die RSF der von Saudi-Arabien geführten Koalition im Krieg im Jemen an. Laut Experten kämpften einige Milizionäre auch in Libyen. 2019 wurden die Paramilitärs beschuldigt, in Khartum rund 100 prodemokratische Demonstranten getötet zu haben. „Die RSF hat seit 2019 weiter an Stärke gewonnen“, sagt Boswell.

Wie wird sich der Konflikt entwickeln?

Beobachter rechnen damit, dass der Konflikt weiter eskalieren wird. „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie an den Verhandlungstisch zurückkehren, bevor eine oder beide Seiten schwere Verluste erlitten haben“, sagt Chair. „Beide Kontrahenten sind stark genug, dass ein Krieg zwischen ihnen extrem kostspielig, tödlich und langwierig sein wird“, sagt Boswell. Und selbst wenn eine Partei in der Hauptstadt siege, „wird der Krieg anderswo im Land weitergehen“, befürchtet Boswell. „Wir befinden uns bereits in einem Worst-Case-Szenario und steuern auf noch dramatischere Ereignisse zu“, die Auswirkungen auf die gesamte Region haben könnten.