„Die Investition von TSMC in Europa wird zu einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen Taiwan und der EU beitragen“, sagte Taiwans Wirtschaftsministerin Wang Mei-hua hoffnungsvoll. Schließlich sucht die Regierung in Taipeh seit Monaten intensiv engere internationale Kontakte – auch zum Schutz gegen China.
In Taiwan wird die Investition in die neue Fabrik deshalb als Zeichen des guten Willens gegenüber Europa gesehen. Dabei ist die Europäische Union (EU) bisher nicht dem Wunsch gefolgt, ein von Taipeh seit langem ersehntes bilaterales Investitionsabkommen (BIA) zu schließen. Nun hofft die Wirtschaftsministerin aus gutem Grund auf Fortschritte. Denn Deutschland und die EU brauchen Taiwan in ihrem Streben, die Abhängigkeit von einer Produktion von Chips allein in Asien zu brechen.
Immerhin hat die EU Taiwan auf ihre Liste der Handelspartner für ein mögliches bilaterales Abkommen gesetzt. Für die EU beginnt aber bereits hier ein politischer Balanceakt. Denn auch in der neuen China-Strategie der Bundesregierung wird – wie in Brüssel – die Ein-China-Politik unterstrichen. Das schließt die offizielle Anerkennung Taiwans als unabhängiger Staat aus.
Gleichzeitig setzen sich Deutschland und die EU aber dafür ein, den Inselstaat aufzuwerten – etwa durch Besuche wie von Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger oder engere Wirtschaftskontakte. „Deutschland unterhält mit Taiwan in vielen Bereichen enge und gute Beziehungen und will diese ausbauen“, wird in der deutschen China-Strategie deshalb betont. Die Regierungssprecherin sprach auf die Frage nach dem TSMC-Engagement von einer privatwirtschaftlichen Entscheidung, die aber Zeichen der guten bilateralen Beziehungen sei.
Zumindest beim EU-Handelsabkommen könnte es künftig Bewegung geben. „Unterhalb eines klassischen Handelsabkommens sind sektorspezifische Vereinbarungen möglich“, sagt etwa der außenpolitische Sprecher der SPD, Nils Schmid, der Nachrichtenagentur Reuters. Die EU und Deutschland dringen zudem darauf, dass Taiwan einen Beobachter-Posten in internationalen Organisationen bekommt. Dies verhindert Peking jedoch, weil es darin einen Schritt zu einer vollständigen Anerkennung sieht.
Taipeh sucht ebenfalls Diversifizierung
Allerdings gibt es ein gegenseitiges Interesse, Abhängigkeiten von China und der Region Ostasien zu reduzieren. Taiwans Halbleiter-Riese TSMC investiert auch deshalb etwa in Japan und vor allem den USA, um die Sicherheit weltweiter Lieferketten und die Position des eigenen Unternehmens für den Fall einer Eskalation mit dem übermächtigen Nachbarn China zu stärken.
Allerdings ist dies nicht unumstritten: Denn dem Wunsch nach engeren internationalen Kontakten und sicheren Lieferketten steht die Sorge gegenüber, dass Taiwan ohne die Hightech-Chipproduktion etwa für die Künstliche Intelligenz für die Welt und vor allem für die USA an Bedeutung verlieren und damit unsicherer werden könnte. TSMC habe wiederholt erklärt, dass die modernsten Fertigungsanlagen und die Forschung weiterhin in Taiwan angesiedelt sein werden, beruhigt Wirtschaftsministerin Wang. In Dresden werden dagegen weniger fortschrittliche Chips für die Autoindustrie hergestellt.
In der Aufwertung der politischen Beziehungen ist man zudem mit der Schutzmacht USA schon einen Schritt weiter. So verweist Wang auf ein kürzlich unterzeichnetes Handelsabkommen mit den USA und dem Versuch, eine Doppelbesteuerung zwischen beiden Ländern zu vermeiden. (Reuters)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können