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InterviewWie Eduardo Dias als Jugendlicher die Nelkenrevolution erlebte

Interview / Wie Eduardo Dias als Jugendlicher die Nelkenrevolution erlebte
 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Revolution vom 25. April 1974 bekam Eduardo Dias in der portugiesischen Provinz mit. Die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen erlebte der langjährige Zentralsekretär der Immigrierten-Abteilung des OGBL in den Folgejahren.

Tageblatt: Herr Dias, wie und wo haben Sie die Revolution vom 25. April 1974 erlebt?

Eduardo Dias: Aus der Perspektive eines 15-Jährigen und in der portugiesischen Provinz. Es war ja eine friedliche Revolution. Die einzigen Toten gingen auf das Konto der Geheimpolizei (PIDE-DGS), die vor ihrem Hauptquartier in Lissabon das Feuer auf die dort versammelte Menschenmenge eröffnete und, wie ich glaube, vier Zivilisten tötete.

Die geheime Staatspolizei PIDE, die Policia Internacional e de Defesa do Estado, ab 1969 die Direção de Segurança (DGS), war berüchtigt. Sie sorgte dafür, dass während der Diktatur Oppositionelle im Gefängnis verschwanden.

Ja, aber wie gesagt, bekam ich das damals aus der Distanz mit. Ich kam aus Abrantes, knapp 150 Kilometer von Lissabon entfernt. Ich machte damals Theater für das Kulturzentrum der Gemeinde. Politisch war ich damals bei den Maoisten engagiert. Nach dem 25. April machten wir das Stück „Portugal ressuscité“. Wir hatten übrigens einen Salazaristen als Lehrer. Wir ließen ihn nicht mehr Unterricht halten. Eine direkte Auswirkung auf mich war, dass ich später nicht zum Militärdienst musste. Ich war zu jener Zeit zwar erst 15, aber drei Jahre davon entfernt. Durch die Wehrpflicht wäre ich gezwungen, einen dreijährigen Militärdienst zu leisten – und das hätte bedeutet, in die Kolonien zu gehen.

Die Revolution wirkte sich direkt auf die Kolonialkriege aus. Staaten wie Angola, Mosambik, Guinea-Bissau und Kap Verde wurden schließlich 1975 unabhängig.

Ja, aber in einigen wie etwa Angola kämpften Befreiungsbewegungen wie die FNLA, MPLA und UNITA noch jahrelang weiter. Sie bekämpften sich gegenseitig. Portugal musste hunderttausende Rückkehrer aufnehmen. Allerdings gingen viele auch etwa von Angola nach Südafrika.

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Wie kam die Revolution in Ihr Städtchen?

Vor allem mit dem Radio. Das Fernsehen war noch nicht sehr weit.

Und wie wird man in der Provinz Maoist?

Diese Gruppen, ob Kommunisten, Sozialisten und Maoisten, hatten damals einen großen Einfluss auf die Jugend. Ich ging mit 18 an die Universität von Lissabon, um Jura zu studieren. Unser größter Feind waren übrigens die Kommunisten.

Was hat die Revolution verändert?

Alles. Wir befanden uns von einem zum anderen Moment in der Freiheit. Das war aber nicht einfach so messbar. Vorher wurden die Leute, die oppositionell waren oder im Verdacht waren, oppositionell zu sein, von der PIDE ins Gefängnis gesteckt. Mein Französischlehrer zum Beispiel wurde – damals war ich zwölf Jahre alt – verhaftet. Er ging in ein Café und wurde vom Tisch weg in der Mittagspause von zwei PIDE-Leuten verhaftet. Erst drei Jahre später ließ man ihn wieder frei, also nach der Revolution vom 25. April. Dabei hatte er nichts getan – nur einen befreundeten Maler aus Abrantes, der nach Frankreich geflohen und heimlich nach Portugal zurückgekehrt war, bei sich einquartiert.

Und was wurde aus dem Maler?

Der konnte fliehen. Die PIDE ging übrigens auch ins Ausland, um die politischen Gegner zu verfolgen. Etwa nach Spanien. So zum Beispiel, um Humberto Delgado zu ermorden.

Wer war Humberto Delgado?

Er war Generaldirektor des staatlichen Sekretariats für die zivile Luftfahrt und Gründer der Fluggesellschaft TAP. Später wechselte er in den diplomatischen Dienst. Ende der 50er Jahre kandidierte er bei den Präsidentschaftswahlen (er verlor aber und erhob den Vorwurf des Wahlbetrugs, wonach er ins Ausland fliehen musste, Anm. d. Red.). Später war er ein Symbol der Opposition gegen Salazar. Ein Kommando der PIDE/DGS lockte Delgado und seine Sekretärin in Spanien in einen Hinterhalt und ermordete ihn. Heute ist übrigens der Flughafen von Lissabon nach Humberto Delgado benannt.

 Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Salazar starb zwar 1968 an den Folgen eines Schlaganfalls, die Diktatur wurde von seinem Nachfolger als Premierminister, Marcelo Caetano, fortgesetzt. Doch mit der Revolution von 1974 schlug Portugal den Weg zur Demokratie ein.

Unter dem Motto der 3 Ds: „décoloniser“, „démocratiser“ und „développer“. Zur Freiheit kam, dass es keine Wehrpflicht mehr gab und dass ein Jahr später die Kolonien unabhängig waren. Was die Entwicklung betrifft: Die wirtschaftliche Struktur Portugals war sehr agrarisch geprägt. Die Zahl der Industriearbeiter war eher gering und die Bauern zahlten nicht in eine Pensionskasse ein, also hatten sie nur eine geringe Sozialversicherungs-Rente und keine Arbeitslosenversicherung. Der Analphabetismus betrug 40 Prozent. Außerdem war die Qualität im Gesundheitswesen niedrig. Mit dem Ende der Diktatur kam es zu einem tiefgreifenden Wandel im sozialen System (neben dem staatlichen Gesundheitssystem und anderen sozialen Zielen wurde das auf Recht auf soziale Sicherheit in der Verfassung festgeschrieben, Anm. d. Red.) Zu den Neuerungen der Revolution gehörten auch die Verstaatlichung von Unternehmen und eine große Agrarreform.

Sie haben das Land später in Richtung Luxemburg verlassen. Wie kam es dazu?

Ab 1980 kam ich jedes Jahr hierher, um eine gute Freundin zu besuchen. Ich reiste mit dem Rucksack im Bus nach Paris und dann mit dem Zug nach Luxemburg. 1989 bin ich endgültig nach Luxemburg gezogen.

Und wann begannen Sie mit der gewerkschaftlichen Arbeit?

Damit habe ich schon in Portugal angefangen, als ich die erste Jugendsektion der Confederação Geral dos Trabalhadores Portugueses (CGTP) organisierte.

Was halten Sie von den Gedenkfeiern zu 50 Jahren Nelkenrevolution?

Ich war kürzlich wieder in Portugal. Das Jubiläum wird im ganzen Land mit vielen Veranstaltungen begangen.

Revolução em 3D

Eduardo Dias dá o ponto de vista de um jovem de 15 anos na província portuguesa. „Afinal, tratou-se de uma revolução pacífica. As únicas mortes foram causadas pela polícia secreta PIDE que abriu fogo sobre a multidão reunida à porta da sua sede em Lisboa, matando, quatro civis.“ Oriundo de Abrantes, no interior rural do país, a 150 km de Lisboa, a revolução chegou à pequena cidade „principalmente com a rádio. A televisão ainda estava muito longe.“

Viveu a Revolução dos Cravos na sua adolescência sob o lema dos 3 Ds: Descolonizar, Democratizar e Desenvolver. Viveu também as consequências políticas, sociais e económicas nos anos que se seguiram. Começou a sua atividade sindical em Portugal, quando organizou as primeiras secções de jovens da Confederação Geral dos Trabalhadores Portugueses (CGTP). Em 1989, mudou-se definitivamente para o Luxemburgo onde se tornou Secretário Central do Departamento de Imigrantes da OGBL.

(Sandra Martins Pereira)