Headlines

Ukraine-KriegRusslands Schwarzmeerflotte übt mit scharfer Munition

Ukraine-Krieg / Russlands Schwarzmeerflotte übt mit scharfer Munition
Bereits am Donnerstag wurde durch russische Angriffe u.a. ein Verwaltungsgebäude in der weit von der Front entfernt liegenden Stadt Odessa zerstört Foto: AFP/Oleksandr Gimanov

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Nach dem Aus des Getreideabkommens mit der Ukraine hat Russland nach eigenen Angaben eine Marineübung mit scharfer Munition im Schwarzen Meer abgehalten.

Die Schwarzmeerflotte habe im Nordwesten des Meers ein Zielschiff mit Antischiffraketen beschossen und zerstört, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag. Die russische Armee beschoss zudem nach ukrainischen Angaben erneut die Hafenstadt Odessa, dabei wurden Silos mit Gerste und Erbsen zerstört.

Zu der Schwarzmeer-Marineübung teilte das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram mit, die Schiffe und Marineflugzeuge hätten auch Maßnahmen zur „Abriegelung des vorübergehend für die Schifffahrt gesperrten Gebiets“ ergriffen und das Festhalten eines angreifenden Schiffs erprobt.

Russland hatte am Mittwoch nach dem Auslaufen des Getreideabkommens angekündigt, alle Schiffe im Schwarzen Meer mit dem Ziel Ukraine ab Donnerstag als Schiffe einzustufen, „die potenziell militärische Ladung transportieren“. Die Ukraine warnte daraufhin ihrerseits, sie werde ab Freitag ab Mitternacht alle Schiffe im Schwarzen Meer mit russischen Zielhäfen als potenzielle Militärtransporte betrachten.

Die UNO wies die Drohungen gegen zivile Schiffe im Schwarzen Meer am Freitag als „inakzeptabel“ zurück. Die Untergeneralsekretärin für politische Angelegenheiten, Rosemary DiCarlo, sagte vor dem UN-Sicherheitsrat in New York, die Vereinten Nationen seien auch besorgt über mögliche Minen im Schwarzen Meer, welche „die zivile Schifffahrt gefährden“.

Moskau zerstört Lebensmittel

Bei den Angriffen in der vierten Nacht in Folge auf die Schwarzmeer-Stadt Odessa wurden laut dem ukrainischen Regionalgouverneur Oleg Kiper insbesondere Getreidesilos von Kalibr-Marschflugkörpern ins Visier genommen. 100 Tonnen Erbsen und 20 Tonnen Gerste seien zerstört worden.

Seit dem Auslaufen des Abkommens zum Export ukrainischen Getreides am Montag hatte Russland nach ukrainischen Angaben wiederholt die Hafenstädte Odessa und Mykolajiw angegriffen. Russland hatte erklärt, dabei seien militärische Ziele ins Visier genommen worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan äußerte sich dennoch zuversichtlich, Kreml-Chef Wladimir Putin von einer Wiederauflage des Getreideabkommens überzeugen zu können. Er denke, dass er „in detaillierten“ Gesprächen mit Putin eine Fortführung des Getreideexports erreichen könne, sagte Erdogan der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge.

Das Getreideabkommen war im Juli 2022 unter Vermittlung der UNO und der Türkei vereinbart worden. Die Übereinkunft ermöglichte es der Ukraine, trotz des Krieges über das Schwarze Meer Getreide zu exportieren. Im vergangenen Jahr wurden so fast 33 Millionen Tonnen Getreide aus ukrainischen Häfen ausgeführt.

Streumunition bereits im Einsatz

Neben Odessa im Süden griff Russland nach ukrainischen Angaben am Freitag auch den Osten und den Norden der Ukraine an. In der ostukrainischen Region Donezk wurden dabei nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko ein Paar in der Stadt Kostjantyniwka und ein Geschwisterpaar im Dorf Druschba getötet. Bei einem russischen Angriff in der nordukrainischen Region Tschernihiw wurden nach Angaben von Gouverneur Wjatscheslaw Tschaus ein Mann und eine Frau getötet.

Die Ukraine setzt ihrerseits bei ihrer Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete nach US-Angaben inzwischen die von Washington gelieferte umstrittene Streumunition ein. Die Streitkräfte der Ukraine verwendeten die Munition „seit etwa einer Woche“ und setzten sie „angemessen und effektiv“ ein, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby.

Bulgarien beschloss unterdessen gut zwei Wochen nach einem Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der Ukraine hundert BTR-Panzerfahrzeuge sowjetischer Bauart zu überlassen, die in den 80er Jahren angeschafft und nie genutzt worden waren. Das Parlament stimmte am Freitag mit großer Mehrheit für einen entsprechenden Vorschlag der neuen proeuropäischen Regierung. Die zuvor amtierenden Übergangsregierungen des EU- und NATO-Landes mit historisch engen Beziehungen zu Moskau hatten direkte Militärhilfen für Kiew bisher abgelehnt.