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Afrika / Nigeria wählt neuen Präsidenten
Der Vorsitzende und Präsidentschaftskandidat der All Progressive Congress (APC), Bola Tinubu (Mitte), und Nigerias Präsident Muhammadu Buhari (r.) während einer Wahlkampfveranstaltung im Teslim-Balogun-Stadion in Lagos Foto: AFP/Michele Spatari

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Inmitten grassierender Kriminalität und islamistisch motivierter Gewalt steht Afrikas größter Ölexporteur Nigeria vor einem Machtwechsel.

Die Präsidialrepublik an der westafrikanischen Küste wählt an diesem Samstag ein neues Staatsoberhaupt und ein neues Parlament. Mit rund 218 Millionen Einwohnern ist Nigeria nicht nur das bevölkerungsreichste Land des Kontinents, sondern auch das siebtgrößte Land der Welt – nach Pakistan und vor Brasilien. Gemessen an der Wirtschaftskraft steht Nigeria ebenfalls an der Spitze der afrikanischen Staaten – vor Südafrika und Ägypten.

Der seit 2015 amtierende Präsident Muhammadu Buhari hat die von der Verfassung erlaubte Höchstzahl von zwei Amtszeiten erreicht. Erwartungen, der frühere Militärführer werde die vielfältige Gewalt im Land in den Griff bekommen, waren enttäuscht worden. Regelmäßig werden Dörfer von kriminellen Banden überfallen. Wiederholt wurden ganze Menschengruppen zur Erpressung von Lösegeld entführt. Immer wieder kommt es zu Anschlägen militanter Islamisten der Gruppe Boko Haram sowie zu Konflikten zwischen den zahlreichen Volksgruppen. Erst am Mittwoch wurde ein für das Parlament kandidierender Oppositionspolitiker bei einem Anschlag getötet. Weil einzelne Landesteile nicht unter Kontrolle der Sicherheitskräfte stehen, sehen sich Bauern zur Flucht gezwungen und müssen ihre erntereifen Felder aufgeben. Die Wirtschaft wird von umfassenden Öl-Diebstählen und zweistelligen Inflationsraten belastet.

Drei aussichtsreiche Kandidaten

Die Hoffnungen im Land richten sich nun vor allem auf drei Politiker, denen unter den 18 Präsidentschaftskandidaten die größten Chancen eingeräumt werden. Als Vertreter des politischen Establishments gelten der ehemalige Vizepräsident Atiku Abubakar und der Ex-Gouverneur des Bundesstaats Lagos mit dessen gleichnamiger Wirtschaftsmetropole, Bola Ahmed Tinubu. Als Herausforderer mit Außenseiterchancen wird Peter Gregory Obi gehandelt, der ebenfalls auf politische Erfahrung als Gouverneur eines der 36 Bundesstaaten verweisen kann. Angesichts der vielfältigen Unruhen im Land haben sich alle drei Kandidaten für eine Stärkung des Militärs ausgesprochen.

Tinubu, der in Lagos von 1997 bis 2007 regierte, ist Kandidat der Regierungspartei All Progressives Congress (APC). Diese Bewegung hat der 70-Jährige gemeinsam mit dem amtierenden Präsidenten Buhari geprägt. Der einflussreiche Politiker und Geschäftsmann Tinubu ist auch als „Pate von Lagos“ bekannt. Immer wieder hat er Korruptionsvorwürfe zurückgewiesen. Der Muslim knüpfte über die Jahre vielfältige politische, ethnische und religiöse Allianzen in dem zersplitterten Land, in dem parteipolitische Differenzen eine verhältnismäßig geringe Rolle spielen. Tinubu will die Subventionen für Treibstoffe beenden und mehr Geld in Landwirtschaft und soziale Leistungen lenken.

Der frühere Vizepräsident Atiku Abubakar vertritt die größte Oppositionspartei, die Peoples Democratic Party (PDP). Er hatte die Präsidentschaftswahl 2019 gegen Buhari verloren. Mit 76 Jahren ist der Muslim Atiku nun der älteste der drei aussichtsreichsten Bewerber. Wie Tinubu ist auch er ein wohlhabender Unternehmer, der sich gegen immer wiederkehrende Korruptionsvorwürfe wehrt. Atiku tritt für eine Privatisierung der staatlichen Ölgesellschaft ein und will auch darüber hinaus die Privatwirtschaft stärken.

Ergebnisse kommende Woche erwartet

Obi ist mit 61 Jahren der jüngste der drei und gilt als Favorit der jüngeren Generation. Drei Viertel der gut 93 Millionen registrierten Wähler in Nigeria gehören der Altersgruppe von 18 bis 49 Jahren an. Viele von ihnen sind unzufrieden mit der herrschenden Politikerklasse, mit der allerdings auch Obi verbunden ist. Er hatte bei der Wahl 2019 an der Seite von Atiku für das Amt des Vizepräsidenten kandidiert. Der Banker und Christ Obi tritt für die Labour Party (LP) an. Er will die Abhängigkeit Nigerias von der Ölproduktion verringern und dafür Landwirtschaft und Agrarexporte fördern.

Die knapp 177.000 Wahllokale sind am Samstag von 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr (Ortszeit und MESZ) geöffnet. Für die Auszählung werden mehrere Tage veranschlagt, sodass amtliche Ergebnisse erst bis Mitte kommender Woche erwartet werden. Da für die Wahl zum Präsidenten Mindeststimmenanteile sowohl im gesamten Land als auch auf Ebene der Bundesstaaten vorgeschrieben sind, ist ein Stichentscheid zwischen den beiden erfolgreichsten Kandidaten nicht ausgeschlossen. Die ebenfalls für Samstag angesetzten Parlamentswahlen entscheiden über die Zusammensetzung des nigerianischen Senats und des Repräsentantenhauses. (Reuters)