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Ukraine-KriegKanonen reinigen und warten: Vorbereitung auf die angekündigte Offensive

Ukraine-Krieg / Kanonen reinigen und warten: Vorbereitung auf die angekündigte Offensive
In der Nähe der Front bei Bachmut reinigt eine Panzerbesatzung das Kanonenrohr ihres T-72 Foto: AFP/Dimitar Dilkoff

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„Wir sind jederzeit bereit“, sagt der Panzerführer Oleksander. In einem Wald in der Nähe von Bachmut trifft seine Einheit Vorbereitungen für die von Kiew angekündigte Großoffensive. Kanonenputzen gehört auch dazu. Oleksander baut mit drei Kameraden einen sechs Meter langen Stiel zusammen und steckt eine große Bürste darauf. Damit reinigen sie das gewaltige Kanonenrohr ihres T-72-Panzers.

Seit mehreren Monaten spricht die ukrainische Regierung von einem geplanten entscheidenden Angriff, um die von Russland besetzen Gebiete einschließlich der Halbinsel Krim zurückzuerobern. „Nur wenn wir voranschreiten, können wir schneller nach Hause“, sagt Oleksander, noch ganz außer Atem von der anstrengenden Reinigungsaktion. „Also warten und warten wir hier.“

Regenwolken verdunkeln den Himmel, von fern sind Explosionen zu hören. Die seit Sommer heftig umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut ist nur 15 Kilometer entfernt. In den vergangenen Wochen drangen die russische Armee und die Paramilitärs der Wagner-Gruppe weit ins Zentrum vor und halten nun laut Moskau rund 90 Prozent des Stadtgebiets besetzt. „Es scheint so, als sei in Bachmut kaum noch etwas übrig, was wir kontrollieren“, sagt Oleksander.

Saur, ein anderer Panzerführer der Einheit, unterstützte Mitte April fünf Tage lang die Infanterie in Bachmut – obwohl Panzer für Straßenkämpfe wenig geeignet sind, wie er sagt. „Das ist ein großes Gerät: schwierig zu wenden, zu manövrieren und damit zurückzuweichen.“ Etwa 50 Schüsse habe er in der Stadt abgegeben, sagt Saur. Generell sei die hügelige Region um Bachmut schwieriger für den Einsatz von Panzern als die Gebiete um Cherson und Saporischschja mit ihren weiten landwirtschaftlichen Ebenen. Beobachter vermuten, dass die geplante Frühjahrsoffensive dort im Süden starten könnte.

Zweifel an raschem Sieg

Um das verlorene Territorium zurückzuerobern, bildete die Ukraine der Regierung zufolge Angriffsbrigaden aus und legte Munitionsvorräte an. Zudem habe die Armee versucht, die eigenen Truppen zu schonen und die des Gegners an der Front zu erschöpfen. Außerdem unterstützt der Westen Kiew mit Kampfpanzern und Artillerie großer Reichweite. Die T-72 von Oleksanders Einheit lieferte Polen vor einigen Monaten dem überfallenen Nachbarland.

Iwan, ein weiteres Mitglied der Panzereinheit, glaubt dennoch nicht an einen raschen Sieg. „Die Gegenoffensive wird die Dinge nicht so schnell ändern, wie alle es sich wünschen. Dafür braucht man eine gewaltige Truppenstärke und viel Ausrüstung. Ich denke nicht, dass es bald so weit ist“, sagt der 24-jährige Mechaniker, während er das Maschinengewehr eines Panzers säubert. „Aber wir sind immer in Alarmbereitschaft.“ (AFP)