CoronakriseItalien erwägt Verbot von Joggen und Spaziergängen

Coronakrise / Italien erwägt Verbot von Joggen und Spaziergängen
Der menschenleere Markusplatz  Foto: ANDREA PATTARO / AFP

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Angesichts der weiterhin drastisch zunehmenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus könnte in Italien bald sogar das Joggen und Spazierengehen untersagt werden.

Der Präsident der norditalienischen Region Emilia-Romagna, Stefano Bonaccini, unterzeichnete bereits am Mittwochabend eine Anordnung, derzufolge das Fahrradfahren und das Verlassen des Hauses zu Fuß nur noch zu medizinischen oder beruflichen Gründen sowie zum Einkaufen erlaubt sind.

Von der landesweiten Ausgangssperre sind Joggen und Spaziergänge bisher ausgenommen. Dies könnte sich aber bald ändern. Vor allem norditalienische Politiker hatten in den vergangenen Tagen beklagt, dass zu viele Menschen sich nicht an die Aufforderung der Behörden hielten, wegen der Corona-Krise zu Hause zu bleiben. Mehrere Regionalpolitiker riefen die Regierung in Rom deshalb dazu auf, auch das Joggen und Spazierengehen zu untersagen.

Kontrolle per Handydaten

«Bleiben Sie zu Hause und unternehmen Sie, soweit es möglich ist, keine Spaziergänge», forderte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia, am Mittwoch. Der Politiker der rechtsradikalen Lega forderte die Regierung in Rom zu einer Verschärfung der Eindämmungsmaßnahmen auf. Als Beispiele nannte er ein Verbot von Spaziergängen und die Schließung von Geschäften an Sonntagen, «einschließlich Supermärkten». Zaia bezeichnete auch die Auswertung von Handydaten als «ausgezeichnete Lösung» zur Eindämmung des Coronavirus. Zugleich räumte er ein, dass dies ein Eingriff in das Recht auf Privatsphäre wäre.

Italien ist das am stärksten von der Coronavirus-Pandemie betroffene Land Europas. Am gravierendsten ist die Situation in den norditalienischen Regionen Lombardei und Emilia-Romagna. Die Zahl der Todesfälle hatte sich am Mittwoch auf fast 3000 erhöht. Für das gesamte Land gilt eine Ausgangssperre, die 60 Millionen Italiener dürfen ihre Häuser nur noch aus beruflichen Gründen oder zur Erledigung dringend notwendiger Besorgungen verlassen. Sport im Freien oder Spazierengehen ohne Begleitung werden von den Behörden aber bislang geduldet.

Italiens Sportminister Vincenzo Spadafora hatte sich am Mittwoch zurückhaltend zur Frage geäußert, ob sportliche Aktivitäten im Freien weiter möglich blieben. Im Sender Rai Uno sagte er, «in den kommenden Stunden» müsse ein «vollständiges Verbot von Aktivitäten im Freien in Betracht gezogen» werden. Sollte der «Aufruf, zu Hause zu bleiben, nicht gehört» werden, sei die Regierung «gezwungen, ein absolutes Verbot» zu verhängen, betonte er.  Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte stellte die Italiener bereits auf eine Verlängerung der Ausgangssperre ein. Es sei unvermeidbar, die verhängten Maßnahmen über ihre «ursprüngliche Frist» hinaus zu verlängern, sagte Conte der Zeitung «Il Corriere della Sera» vom Donnerstag.

Jacques Zeyen
19. März 2020 - 15.41

Man kann es übertreiben. Es geht doch wohl allein um die Vermeidung von Gruppen und Kontakt . Wenn ich zum Einkaufen gehe (erlaubt) bin ich eine größere Gefahr für die Mitmenschen als wenn ich alleine(!) eine Radfahrt oder Jogging mache. Man sollte nicht mit allen Mitteln versuchen was man den Menschen alles zutrauen kann. Gesetze greifen nur wenn sie sinnvoll sind.