Eurovision Song ContestEuropa rockt wieder 

Eurovision Song Contest / Europa rockt wieder 
Die italienische Band Maneskin wurde durch die Stimmen des Publikums zum Sieger gekührt Foto: AFP/Sander Koning

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Nach Corona-Zwangspause wird wieder Eurovision Song Contest gefeiert. Ein Finale mit viel Power und Party. Aber da war doch was – wie war das mit Corona, wie mit dem angeblichen Kokain?

Nach der Corona-Zwangspause 2020 hat Europa wieder sich selbst und die Musik gefeiert. Das Finale des Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam brachte am Samstagabend Party-Stimmung zurück, und am Ende waren sich Fans in Dutzenden Ländern einig: Viva Italia und Viva Rock’n’Roll. 

Die italienische Rockband Maneskin siegte dank der Stimmen der Zuschauer mit „Zitti e Buoni“ (auf Deutsch in etwa: Sei still und brav). Die Rocker schienen das Ergebnis kaum zu glauben, auch wenn die Buchmacher es in den letzten Tagen vor dem Event vorhergesehen hatten. Vor der Presse ließ Lead-Sänger Damiano fast alle Hemmungen und auch Hüllen fallen und zeigte seine Tattoos auf dem nackten Oberkörper, den Schampus in der Hand.

Und wie war das mit dem Kokain? Auf TV-Bildern meinten viele gesehen zu haben, wie Damiano sich die Zeit bei der Punktevergabe vertrieb und eine Line Koks schnupfte. Ein Skandal, wie es sich für einen Rocker gehört? Nein, nein, sagte Damiano. „Ich nehme keine Drogen.“

Zwei lange Jahre mussten Millionen ESC-Fans in Europa und Australien warten. Nach der Absage 2020 war es nun endlich so weit: Jubel, Applaus, Fähnchen auf den Tribünen in der Ahoy-Halle, obwohl die Niederlande nach wie vor ein Hochinzidenzland sind. „Jeder hat so lange darauf gewartet“, sagte der ESC-Chef der Europäischen Rundfunk Union EBU, Martin Österdahl. „Die ganze Energie kommt jetzt raus.“

In Quarantäne

War da was? Fast dachte man, dass die ganze Pandemie ein böser Traum gewesen sei. Doch natürlich überschattete Corona auch das TV-Musikspektakel. 3.500 Zuschauer durften in der Halle zwar dabei sein, doch das sind nur etwa 20 Prozent der Kapazität. Es sollte wenig Risiken geben. Deshalb hieß es: testen, testen, testen.

Und doch: Ausgerechnet der Sänger Duncan Laurence infizierte sich und musste wegen Corona in Quarantäne bleiben. Der niederländische Sänger hatte 2019 in Tel Aviv gewonnen und den Wettbewerb überhaupt erst in seine Heimat geholt. Nun konnte er nicht einmal die Trophäe an seine Nachfolger übergeben.

Der 65. ESC brachte ungewöhnlich viele starke Nummern. Guter Pop, harter Rock, Disco, Balladen und Chansons mit Gänsehaut-Effekt. Die Jurys und die wohl 200 Millionen Zuschauer in Europa hatten die Qual der Wahl. Beim Dance-Hit „Discoteque“ aus Litauen hielt es die Zuschauer in der Halle nicht mehr auf den Sitzen, auch beim atemberaubenden Techno-Folk aus der Ukraine nicht.

Es gab alles, was man von einem ESC erwarten kann – den totalen Zirkus, Emotionen, Effekte. Und viel fürs Auge: Es war der Abend der silbernen Fummel – sexy Frauen im Glitzer-Look, viel Haar, Windmaschine, Botox, Drama. Lady Gaga, Dua Lipa oder Beyoncé ließen grüßen.

Am Ende war die Botschaft eindeutig: 0815-Liedchen kommen nicht gut an. Auch Englisch ist kein Muss. Auf Platz 2 und 3 landeten die beiden französischsprachigen Lieder. Die Französin Barbara Pravi erinnerte viele an Edith Piaf, der junge gestikulierende Schweizer Gjon’s Tears haute mit seiner Kopfstimme die Jurys um und wurde deren Sieger. Doch das Votum der Fernsehzuschauer, die das letzte Wort hatten, war am Ende deutlich: für Rock aus Rom.