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GroßbritannienEin Gericht in London entscheidet am Montag über die Auslieferung von Julian Assange an die USA

Großbritannien / Ein Gericht in London entscheidet am Montag über die Auslieferung von Julian Assange an die USA
Auch John Shipton setzt sich für die Freilassung seines Sohnes und Wikileaks-Gründers Julian Assange ein Foto: AFP/Tolga Akmen

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Ein Londoner Gericht entscheidet am Montag über eine mögliche Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange an die USA.

Die USA wollen den 49-jährigen Australier wegen der Veröffentlichung geheimer Dokumente und Verstößen gegen das Anti-Spionage-Gesetz vor Gericht stellen. Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks polarisiert seit einem Jahrzehnt die Öffentlichkeit.

Wikileaks wird 2009 einer breiten Öffentlichkeit bekannt, als die Plattform hunderttausende Nachrichten von Funkmeldeempfängern, sogenannten Pagern, veröffentlicht. Die Nachrichten wurden am Tag der Terroranschläge vom 11. September 2001 verschickt. Im November 2010 publiziert die Plattform mithilfe großer internationaler Medienhäuser – darunter das deutsche Magazin Spiegel – mehr als 250.000 als geheim eingestufte Dokumente. Dieses „Cablegate“ genannte Leak legt die diplomatischen Aktivitäten der USA in den Kriegen in Afghanistan und im Irak teilweise offen.

Ohne die ehemalige US-Militärangehörige Chelsea Manning wäre „Cablegate“ nicht möglich gewesen: Sie leitete mehr als 700.000 als geheim eingestufte Dokumente an die Plattform weiter. Im Jahr 2013 wurde sie dafür zu 35 Jahren Haft verurteilt, später dank US-Präsident Barack Obama freigelassen und schließlich im Jahr 2019 erneut eingesperrt. Sie hatte sich geweigert, in den Ermittlungen zu Wikileaks auszusagen.

Mit der Veröffentlichung wird Assange Staatsfeind der USA. Insgesamt veröffentlichte Wikileaks nach eigenen Angaben mehr als zehn Millionen Dokumente in den Bereichen Finanzen, Unterhaltung und Politik. Zu Beginn zielten Wikileaks’ Veröffentlichungen gegen repressive Regierungen in Asien ab. Auch Länder der ehemaligen Sowjetunion sowie afrikanische Staaten und Regierungen des Nahen Ostens waren im Fadenkreuz der Plattform. Die meisten Enthüllungen jedoch betrafen die Vereinigten Staaten – und nutzen Russland strategisch. Ein Beispiel sind die vor der US-Präsidentschaftswahl 2016 veröffentlichten E-Mails aus dem Parteiapparat der US-Demokraten, die von Russland erbeutet worden sein könnten.

Wikileaks wird auch vorgeworfen, im Namen der Transparenz Menschen zu gefährden, deren Identitäten die Plattform in den publizierten Dokumenten preisgibt. Im Laufe der Jahre haben sich daher mehrere Medien und Stars von Wikileaks distanziert.

Das Damoklesschwert der Auslieferung

Für die einen ist Assange ein verfolgtes Genie – für andere ein Manipulator und Straftäter. Seit dem Jahr 2010 wurden Assange von der schwedischen Staatsanwaltschaft Vergewaltigung und sexuelle Gewalt gegen zwei Frauen vorgeworfen. Zwei Jahre später flieht er in die Botschaft Ecuadors in London und beantragt erfolgreich politisches Asyl.

Obwohl die schwedische Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen Assange 2017 einstellt, droht ihm wegen der Veröffentlichung Tausender vertraulicher Dokumente die Auslieferung aus Großbritannien an die Vereinigten Staaten. (AFP)