Chinas Präsident Xi Jinping hat seinen seit Wochen nicht mehr öffentlich auftretenden Außenminister Qin Gang ohne Angaben von Gründen ausgetauscht. Qins Vorgänger Wang Yi habe das Amt erneut übernommen, berichteten chinesische Staatsmedien am Dienstag. Qin galt lange Zeit als Vertrauter des Präsidenten und hatte eine rasante diplomatische Karriere hinter sich. Er war erst im vergangenen Dezember zum Außenminister ernannt worden.
Qin war zuletzt bei einem Treffen mit dem russischen Vize-Außenminister Andrej Rudenko vor rund einem Monat in der Öffentlichkeit gesehen worden. Seine Abwesenheit bei internationalen Terminen, etwa dem Asean-Gipfel in Indonesien Mitte Juli, hatte Gerüchte ausgelöst. Auch eine geplante China-Reise des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell war überraschend abgesagt worden.
Das Ministerium hatte Qins Abwesenheit zunächst mit Gesundheitsproblemen erklärt. Der ehemalige und nun wieder eingesetzte Wang hatte ihn mehrfach vertreten. Eine Sprecherin des Außenministeriums gab am Dienstag keinen Kommentar zu Qins Amtsenthebung ab. „Die diplomatischen Aktivitäten Chinas gehen wie üblich weiter“, sagte Mao Ning lediglich.
„Wolfskrieger“
In Online-Netzwerken wurde gemutmaßt, dass Qin bei Xi in Ungnade gefallen sei, möglicherweise wegen einer unehelichen Affäre mit einer Fernsehmoderatorin eines Hongkonger Senders. Der 57-Jährige war zuvor unter anderem Sprecher des Außenministeriums und chinesischer Botschafter in den USA gewesen. In Washington galt der chinesische Diplomat, der sich häufig in den Medien zeigte, als „Wolfskrieger“, ein Spitzname für chinesische Diplomaten, die die Position ihres Heimatlandes besonders vehement vertreten.
Unterdessen wurde auch der Posten des chinesischen Zentralbankchefs neu besetzt: Die Ernennung des 60 Jahre alten Pan Gongsheng war allerdings erwartet worden. Sein Vorgänger Yi Gang, der seit 2018 im Amt war, hatte das Rentenalter erreicht. Pan war unter anderem an den Elite-Hochschulen Cambridge und Harvard ausgebildet worden. Er gilt eher als Technokrat denn als Vertrauter des Präsidenten.
Das Politbüro von Chinas Kommunistischer Partei hatte sich am Vortag besorgt zur Lage der Wirtschaft geäußert. Es gebe „neue Schwierigkeiten und Herausforderungen“, hatte das mächtigste Entscheidungsgremium des Staates nach seinen jährlichen wirtschaftspolitischen Beratungen erklärt. Als Grund nannten die Politiker u.a. eine „unzureichende Inlandsnachfrage“.
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