Migration als ein universelles Phänomen darstellen, war eines der Ziele des Projekts: Auch wenn Luxemburg heute ein Einwanderungsland sei, so habe es doch Zeiten gegeben, wo viele Luxemburger ihr Glück in der Ferne suchten. Darüber hinaus wollten die Initiatoren des Projekts (das IKL – «Centre de documentation et d’animations interculturelles») den Jugendlichen die Situation der Migranten aus den Drittländern verständlicher machen.
Über fünf Themen wurde mit den Schülern diskutiert: Familie, Freunde, Traditionen, Glaube und Sprachen. Eine der Fragen, die den Teilnehmern gestellt wurden, lautete z.B.: «Wéi reagéiers du, wann s du an engem Buttik oder Restaurant muss franséisch schwätzen?» Die Antworten hierauf waren schon teilweise überraschend, wie Antónia Ganeto, Leiterin des IKL, am Mittwochmorgen vor der Presse erklärte.
Der Grund, warum viele nicht gerne französisch sprechen, sei ganz einfach der, dass sie sich in dieser Sprache nicht sicher fühlten und Angst hätten, Fehler zu machen. Auffallend sei, dass Mädchen weitaus weniger Probleme damit haben, eine andere Sprache zu benutzen als Jungen.
Die Jugendlichen wurden jedoch auch nach dem Stellenwert gefragt, der die französische Sprache für sie hat. Portugiesen und Grenzgänger bewerteten diesen natürlich höher als etwa Luxemburger oder Menschen vom Balkan. Die Studie habe aber auch ergeben, dass sich das Luxemburgische insgesamt einer immer höheren Beliebtheit erfreut. Es werde immer mehr als Verkehrssprache zwischen den verschiedenen Nationalitäten in der Schule benutzt.
Nationalität und Identität
Womit wir bei der Frage der Nationalität wären. Was für sie ein Luxemburger oder eine Luxemburgerin sei, wurden die Jugendlichen aller Nationalitäten gefragt. Die Antworten gingen auch hier weit auseinander und hingen offensichtlich auch mit der Herkunft des Einzelnen zusammen. Aber es sei gerade dieses Verschiedenartige, was die Initiatoren des Projekts den Jugendlichen vermitteln wollten. Identitäten seien nicht identisch, erklärte Antónia Ganeto, obwohl dies ja paradox klinge. Identitäten seien nicht eindimensional, sondern vielseitig: Die Identität jedes Einzelnen sei wie ein Molekül, das aus verschiedenen Elementen bestehe. Zudem verändere sich die Identität mit der Zeit und den Erfahrungen im Leben.
Es sei wichtig gewesen, den Jugendlichen dies vor Augen zu führen, da sie sich ja gerade in einem Alter befänden, in dem man seine eigene Identität noch suche. Schließlich durfte in einem multikulturellen Umfeld die Frage nach dem Zusammenleben verschiedener Nationalitäten nicht fehlen, eine Kohabitation, die sowohl Befürchtungen hervorruft wie auch als Bereicherung angesehen wird.
Das Projekt hatte einen derartigen Erfolg, dass das IKL beschloss, die Resultate in einer Broschüre zu veröffentlichen, welche am Mittwoch vorgestellt wurde. Bedauerlich sei jedoch, so Serge Kollwelter in der Einleitung dieser Broschüre, dass die meisten Jugendlichen nicht wüssten, wozu Grenzgänger eigentlich nach Luxemburg kommen. Es sei deshalb dringend notwendig, im Schulprogramm diesen Fragen mehr Zeit zu widmen.
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