Am Kriminalgericht Manhattan hat es Richterin Melissa Jackson öfters mit Prominenten und aufsehenerregenden Fällen zu tun. Den französischen Politiker nicht auf Kaution freizulassen, dürfte eine der am meisten beachteten Entscheidungen ihres Berufslebens sein.
Jackson stammt selbst aus einer Familie mit prominenten Politikern und Juristen: Sie ist eine Urenkelin von US-Präsident Theodore Roosevelt und eine Enkelin des Justizministers, Richters am Obersten Gerichtshof und Chefanklägers bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, Robert Jackson. Sie selbst war fast 22 Jahre Staatsanwältin in Brooklyn und brachte Betrüger und Gangster vor Gericht.
«Wir nehmen unsere Aufgabe ernst»
Seit acht Jahren ist sie am Kriminalgericht, das vor allem über Haftbefehle, kleinere Vergehen und Verstöße gegen Auflagen entscheidet. Seither hat Jackson unter anderen Courtney Love zum Drogenentzug verdonnert. Die Rapperin Foxy Brown kam wegen eines handgreiflichen Streits über die Rechnung in einem Nagelstudio zunächst mit einer Bewährungsstrafe davon. Als sie aber gegen die Auflagen verstieß, erklärte die Richterin: «Ich gebe Ihnen nicht noch eine Chance.» Sie musste acht Monate in Haft.
In zahllosen Fällen ging es darum, ob ein Beschuldigter gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wird oder nicht. Über die manchmal sehr schwierige Einschätzung der Fluchtgefahr, bei der es unter anderem die Persönlichkeit des Beschuldigten, sein Strafregister, seine finanziellen Mittel und die gegen ihn vorliegenden Beweise abzuwägen gilt, sprach sie im Dezember in einem AP-Interview. «Jeder Fall bedarf einer relativ gründlichen Analyse», sagte sie damals. «Wir nehmen unsere Aufgabe ernst und würden niemanden unfairerweise in Haft lassen wollen.»
Die Fluchtgefahr war zu groß
Im Fall Strauss-Kahn folgte sie schließlich trotz der angebotenen Kautionssumme von einer Million Dollar dem Argument der Anklage, die die Fluchtgefahr für zu groß hielt. Zugleich machte sie ihr Bemühen um eine sachliche und umsichtige Entscheidung deutlich: Als ein Staatsanwalt sich auf Roman Polanski bezog – den Regisseur, der vor Jahrzehnten vor einem Urteil wegen Sex mit einer Minderjährigen aus den USA flüchtete und dann aus Europa nicht ausgeliefert wurde – würgte sie höflich, aber entschieden die Diskussion ab. «Ich weise darauf hin, dass Roman Polanski nichts damit zu tun hat», sagte sie. «Ich versuche objektiv zu sein, und ich werde diese Person nicht auf Grundlage dessen beurteilen, was mit Roman Polanski passiert ist.»
Zu Demaart






Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können