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«Ich spürte die Hitze in meinem Nacken»

«Ich spürte die Hitze in meinem Nacken»
(dpa)

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Ein Bild dokumentiert den Schrecken nach der Explosion in der Manchester Arena. 22 Menschen kommen ums Leben, 59 wurden verletzt.

«Ich wurde neun Meter weit fortgeschleudert», sagte ein Augenzeuge der BBC. Die Explosion war in der Konzerthalle deutlich zu hören. Augenzeugen berichteten von einer Menge Nägel und Bolzen, die im Eingangsbereich der Manchester Arena lagen. Das deute auf eine Nagelbombe hin, berichteten verschiedene Medien. Sanitäter sollen viele Verletzte mit Schrapnell-ähnlichen Wunden versorgt haben. Eine Nagelbombe ist besonders verheerend, nicht nur durch den Druck und die Explosion, sondern eben auch durch die Nägel.

Die Polizei geht nach dem Anschlag auf ein Popkonzert in Manchester davon aus, dass der Täter seine Bombe allein gezündet hat. Jetzt gelte es herauszufinden, ob er Teil eines Netzwerks war, sagte Ermittler Ian Hopkins am Dienstagmorgen.

Der Attentäter, der eine selbstgebastelte Bombe bei sich trug, starb laut Polizei bei der Explosion. Hopkins rief die Menschen dazu auf, bei dem Täter nicht über Einzelheiten zu spekulieren oder Namen ins Spiel zu bringen.

Mindestens 22 Menschen starben, darunter auch Kinder. 59 Opfer wurden verletzt. Die Verletzten werden laut Hopkins in acht Krankenhäusern im Großraum Manchester behandelt. Die Polizei sei gegen 23.33 MESZ (22.33 Uhr Ortszeit) wegen einer Explosion gerufen worden. Danach seien mehr als 240 Anrufe eingegangen.

Gerade noch haben tausende Teenager ihrem Idol Ariana Grande zugejubelt, als plötzlich eine gewaltige Explosion die Manchester Arena erschüttert. Unter den rund 21.000 Zuschauern bricht Panik aus. Eltern suchen verzweifelt nach ihren Kindern. «Ich habe diesen Riesenknall gehört, dann sind alle auf uns zugelaufen und haben geschrien und geweint. Sie haben uns einfach umgerannt, um rauszukommen», berichtete die Zuschauerin Jessica der BBC.

Schockierte Teenager und verzweifelte Eltern

Nach Angaben der Polizei sprengte sich unmittelbar nach dem Ende des Konzerts am Montagabend im Eingangsbereich der Arena ein Selbstmordattentäter in die Luft. 22 Menschen wurden getötet, fast 60 weitere verletzt. In dem Konzertsaal schwebten zu diesem Zeitpunkt riesige Ballons von der Decke. «Wir haben eine laute Explosion gehört und waren uns erst nicht sicher, was es war», sagte Sebastian Diaz der Nachrichtenagentur AFP. Während er noch rätselte, ob womöglich einer der Ballons geplatzt war, brach um ihn herum Chaos aus.

«Die Leute fingen an, sich nach vorne zu drängeln, und wir merkten, dass etwas nicht stimmte. Die Menschen um uns herum schrien und weinten», erzählte der 19-Jährige. «Väter trugen ihre kleinen Töchter auf dem Arm, die in Tränen aufgelöst waren.» Der Zuschauer Ryan Morrison sprach von einem «Gemetzel». Menschen seien von flüchtenden Besuchern niedergetrampelt und verletzt worden. «Alle sind in Panik geraten», sagte die Schauspielerin Isabel Hodgins dem Sender Sky News. «Der Flur war voll, es roch verbrannt, es war ziemlich verraucht, als wir rausliefen.»

Für viele Besucher dürfte die Show der 23-jährigen US-Sängerin Grande ihr erster großer Konzertbesuch gewesen sein. Der frühere Kinderstar wird vor allem von Mädchen und Jugendlichen verehrt, ihre größten Fans bezeichnen sich selbst als «Arianator». Elena Semino wartete am Ticketschalter auf ihre 17 Jahre alte Tochter, als der Sprengsatz explodierte. «Ich spürte die Hitze in meinem Nacken, und als ich aufschaute, lagen da überall Menschen», sagte sie dem «Guardian». «Ich hatte noch nie in meinem Leben so viel Angst», sagte Cheryl McDonald, die ihre neunjährige Tochter zu dem Konzert begleitete. Das Mädchen sei «sehr, sehr schockiert».

Gary Walker und seine Frau waren unter den dutzenden Verletzten des Anschlags. Der Familienvater, der seine beiden Töchter abholen wollte, wurde von einem Splitter im Bein getroffen, seine Ehefrau erlitt eine Verletzung im Bauch. «Jemand kam durch die Tür und dann hat es geknallt», schilderte Walker im BBC-Radio den Moment der Explosion. Konzertbesucherin Stephanie Hill flüchtete mit ihrer Tochter aus der Arena und nahm ein orientierungsloses Mädchen mit, das seine Mutter verloren hatte. «Wir haben versucht sie zu beruhigen. Wir haben ihre Mutter schließlich gefunden», sagte Hill AFP.

«Böse Verlierer»

Für einige Eltern herrschte aber auch am folgenden Morgen noch Ungewissheit. Sie könnte ihre Tochter nicht erreichen, berichtete Charlotte Campbell am Dienstagmorgen im britischen Fernsehen. Sie habe die Polizei angerufen und in Hotels und Krankenhäusern nachgefragt, doch niemand habe ihr weiterhelfen können. «Mir bleibt nichts anderes übrig als zu warten. Ich warte zu Hause auf sie, falls sie dort auftaucht.»

US-Präsident Donald Trump hat die Verantwortlichen hinter dem Anschlag in Manchester als «böse Verlierer» bezeichnet. Es sei Jagd auf «unschuldige Kinder» gemacht worden, sagte Trump in Bethlehem, wo er zuvor den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas getroffen hatte. «Boshafte Ideologie» müsse ausgelöscht werden, sagte er.