Im Atomkraftwerk Cattenom gibt es eine ganze Reihe von Sicherheitsdefiziten, so das erste Fazit nach dem Treffen am Freitag im Gesundheitsministerium in Luxemburg. «Man kann nicht wirklich von einer guten Führung des Atomkraftwerkes sprechen,» sagt Patrick Majerus von der “Division de la radioprotection“ im Gesundheitsministerium gegenüber Tageblatt.lu.
Hier einige Details aus der Besprechung zwischen den Beteiligten der französischen Atomaufsichtsbehörde ASN und den Experten aus Luxemburg und Deutschland: Eine Pumpstation am «Lac du Mirgenbach», gleich neben dem Atomkraftwerk macht den Prüfern sorgen. Dort sind Bauteile nicht richtig befestigt, es regnet in das Gebäude und Rost hat sich angesetzt. «Hier wird einiges vernachlässigt, was man eigentlich von einem Betreiber einer solchen Anlage nicht erwarten dürfte,» erklärt Majerus
Wassereinbruch
Der Betreiber ist nicht angemessen auf Erdbeben vorbereitet. Die verantwortliche Person vor Ort führt kein Buch über die Sicherheitsmaßnahmen im Fall eines Erdbebens. Mögliche «Folge-Fehler» seien anschließend nicht mehr nachzuvollziehen. An einem Schaltschrank wurde eine Mutter mit Schlüssel nicht vorschriftsmäßig installiert.
2010 wurde bei einer Kontrolle Wasser unter den Tanks der Notstromaggregate gefunden. Damals wurde der Fehler behoben. Bei der Kontrolle am 4. August wurde an gleicher Stelle allerdings wieder Wasser entdeckt. «Die haben sich einfach nicht mehr darum gekümmert. Und das ist natürlich ärgerlichi, wenn man bereits schon einmal darauf hingewiesen hat, moniert Patrick Majerus.
Zeitverzögerung
Besonder die Notstromaggregate machen dem für Luxemburg und Deutschland eingesetzten Experten, Dieter Majer, sorgen. Kommt es zu einem Zwischenfall ist die Anlaufzeit der Maschinen fünf Sekunden über der festgelegten Norm. Fünf Sekunden können bei einem Gau eine Ewigkeit sein, heißt es unter den Experten.
Insgesamt werden in dem 22-seitigen Prüfbericht 60 Mängel festgestellt. «Wir stehen noch ganz am Anfang,» sagt Majerus. Im November gibt es ein weiteres Treffen zwischen Luxemburg, Deutschland und Frankreich, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Bis Jahresende ist ein Belastungstest des Meilers nahe der luxemburgischen Grenze geplant.
In einem Punkt sind sich die Experten einig: Cattenom müsse abgeschaltet werden.
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