Handynutzer sollen bei Reisen in andere EU-Länder vom 15. Juni an ohne zusätzliche Gebühren telefonieren, SMS senden oder im Netz surfen können. Die 28 EU-Staaten beschlossen am Dienstag in Brüssel eine entsprechende Verordnung. Damit sei «die letzte Voraussetzung für die Abschaffung der Mobilfunk-Roaminggebühren erfüllt», teilte der Ministerrat mit. Zuvor hatte die EU bereits mehrere Stufen zur Verringerung der Roaming-Gebühren beschlossen, die bei der Handy-Nutzung im Ausland anfielen. Künftig solle es «Roaming zu Inlandspreisen» geben, erklärte der Rat. Die Regeln gelten demnach für alle, die in Europa leben und beruflich oder privat in andere EU-Länder reisen. Sie sollen kein dauerhaftes Roaming ermöglichen, bei dem Kunden etwa einen Vertrag im preisgünstigsten Land abschließen und dann in ihrer Heimat das gebührenfreie Roaming nutzen.
Jeder bestehende oder neue Handyvertrag mit Roamingdiensten werde in einen Vertrag mit «Roaming zu Inlandspreisen» umgewandelt, erläuterte die EU-Kommission. «Die EU erleichtert uns das Leben auf sehr praktische Weise», sagte Maltas zuständiger Minister Emmanuel Mallia für den Rat. Kurz nach dem EU-weiten Start der neuen Regeln Mitte Juni würden sie auch in Island, Liechtenstein und Norwegen gelten.
«Sie haben eine Nachricht»
Auch in Luxemburg bereiten sich die Netzbetreiber auf das Stichdatum vor. So erhielten etliche Kunden der Post eine SMS, wo auf die neue Regelung hingewiesen wird. «Cher client, Post a la plaisir de vous annoncer qu’à partir du 1er juin 2017, votre forfait mobile peut être utilisé ä 100% en Europe, sans aucune augmentation de prix. Votre forfait reste identique et il n’y a plus de distinction entre Luxembourg et l’Europe», heißt es in der Mitteilung.
Im Rahmen der Abschaffung der Roaminggebühren in der EU hatte sich die Vermutung breit gemacht, dass die Mobilfunkanbieter ihre Preise nach oben anpassen könnten. Bislang war das Roaming eine lukrative Einnahmequelle für die Anbieter. Das wollen sie jetzt kompensieren, wird befürchtet. Im Ausland haben bereits mehrere Anbieter den Grundtarif erhöht.
Das «Institut luxembourgeois de régulation» (ILR) bemerkte vor einiger Zeit in diesem Zusammenhang, dass die Gebührenanpassung automatisch erfolgen muss, der Kunde also keinen neuen Vertrag unterschreiben muss. Er habe außerdem das Recht eine Tariferhöhung abzulehnen, wenn sie nicht in seinem Vertrag vorgesehen ist.
Alles bleibt beim Alten…
Der größte Anbieter Luxemburgs hat aber keine Tariferhöhungen vor. Und auch die anderen Mobilfunkanbieter, Tango und Orange, haben bislang keine Preiserhöhungen im Kontext des Endes der Roaminggebühren angekündigt. Tango hatte lediglich vor einiger Zeit eine neue Tarifstruktur vorgestellt. Orange seinerseits bietet auf Wunsch «nationale» Preise an. Die ausländischen Netze sind dann gesperrt. Und auch Join hat bisher offiziell keine Änderungen seiner Tarife in Aussicht gestellt.
Die Aufhebung der Roaminggebühren im kommenden Jahr ist das Ende eines zehnjährigen Prozesses. Seit 2007 sind die Gebühren für Telefonie, SMS-Versand und mobiles Internet im EU-Ausland bereits um 90 Prozent gefallen. Zuletzt wurden sie im April gesenkt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können