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Mutmaßlicher Islamist vor Gericht

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Ein 18-Jähriger, der in islamistischen Internet-Videos Anschläge in Deutschland angedroht haben soll, steht seit Freitag vor dem Amtsgericht Saarbrücken.

Im Prozess um islamistische Drohvideos im Internet hat der Angeklagte aus Neunkirchen vor dem Amtsgericht Saarbrücken die Taten gestanden. Der 18-Jährige räumte am Freitag ein, im Herbst 2010 drei Videos gedreht und ins Internet gestellt zu haben, um den in Saarbrücken inhaftierten «Sauerland»-Terroristen Daniel Schneider freizupressen. Er habe eigentlich nach Afghanistan in den «Heiligen Krieg» ziehen wollen. Auf die Idee, mit Bombenanschlägen in Deutschland zu drohen, habe ihn ein V-Mann der Polizei gebracht. Dieser sei auch der Sprecher auf einem der Videos.

Daniel Schneider wurde 2010 zu zwölf Jahre Haft verurteilt. Er war im März 2010 wegen Planung von Anschlägen auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen sowie wegen versuchten Mordes verurteilt worden. Als Schüler ist der im saarländischen Neunkirchen geborene Schneider Messdiener, hört Rockmusik und spielt Basketball. Der Weg des jüngsten Sauerland-Terroristen in den «Heiligen Krieg» beginnt mit der Zerrüttung seiner Familie und dem jahrelangen Scheidungskrieg seiner Eltern. Nach deren Trennung kommen Probleme in der Schule, Jugendarrest wegen Raubes und Körperverletzung, erfolglose Bewerbung als Zeitsoldat bei der Bundeswehr. Das Gymnasium bricht er in der 12. Klasse ab, er wendet sich dem Islam zu.

Die Anklage wirft dem Mann unter anderem Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten in drei Fällen vor. Der Angeklagte räumte auch ein, dass er sich im Internet Pläne zum Bombenbau besorgt habe. Die Pläne habe er mit Hilfe des V-Mannes verwirklichen wollen. So hätten sie zusammen versucht, Material für die Bombe zusammenzukaufen, erklärte der 18-Jährige. Für eine Reise nach Afghanistan habe ihm das Geld gefehlt.

Im November 2010 verhaftet

Der 18-Jährige war im November von einem Sondereinsatzkommando der Polizei in seiner Heimatstadt verhaftet worden. Ihm droht eine Jugendstrafe. Nach Worten des Vorsitzenden Richters geht es in dem Prozess vor allem darum, ob diese zur Bewährung ausgesetzt wird.

Richter, Staatsanwalt und Verteidiger versuchten bei der Vernehmung des 18-Jährigen herauszufinden, ob nach einer Haftentlassung weiter eine Gefahr von dem jungen Mann ausgehen würde. Der überwiegend in Deutschland aufgewachsene Kameruner war vom Christentum zum Islam konvertiert und nach eigener Aussage über islamistische Internetseiten radikalisiert worden war.

«Der falsche Weg»

Der junge Mann mit schwarzem Kinnbart erklärte, er werde immer Muslim bleiben. Er habe aber in der U-Haft viel Zeit gehabt, über sich selbst nachzudenken, und sei zu dem Schluss gekommen, dass der gewaltsame Dschihad der falsche Weg weg sei. «Ob man es mir glaubt oder nicht: Ich will nichts mehr mit alldem zu tun haben.» Er sei vor sich selbst erschrocken, als er am Vortag die Drohvideos erstmals seit vier Monaten wieder gesehen habe.

Der Angeklagte, alias «Bruder Ibrahim», hatte sich Schneider, alias «Bruder Abdullah», zum Vorbild genommen. Er habe aber nie darüber nachgedacht, ob der ebenfalls aus Neunkirchen stammende «Sauerland»-Terrorist, zu dem er keinen direkten Kontakt gehabt habe, überhaupt freigepresst werden wollte. Schneider hatte sich im Herbst über seinen Anwalt von den Drohvideos distanziert.

Das Amtsgericht hat bereits für den 3. März einen weiteren Verhandlungstermin bestimmt.