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Kühe als Waldarbeiter

Kühe als Waldarbeiter

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Da steht eine Kuh im Wald: Bei St. Martin in der Pfalz werden versuchshalber Rinder zur Landschaftspflege in einem Forst eingesetzt.

Als die Rinder immer näherkommen, wird es dem Fotografen doch etwas mulmig. Schnell klettert er zurück über den Elektrozaun in Sicherheit, die fünf Kühe schauen ihm leicht verdutzt hinterher. Es sind ganz besondere Tiere, die auf einer idyllisch gelegenen Weide in einem Tal bei St. Martin in der Pfalz stehen: Sie ähneln den im 17. Jahrhundert ausgerotteten Auerochsen. Überhaupt ist es wohl das ungewöhnlichste Beweidungsprojekt in Rheinland-Pfalz, das man hier besichtigen kann: Die Heckrinder sollen nämlich auch ein Waldstück auslichten.

Dass seltene Tierarten wie Wasserbüffel, oder aber einfache Ziegen oder Schafe vermehrt als tierische Rasenmäher eingesetzt werden, um unzugängliche Wiesen oder Hänge vor dem Zuwuchern zu bewahren – daran hat man sich auch in Rheinland-Pfalz vielerorts gewöhnt. Bei dem Projekt nahe St. Martin ist aber alles ein bisschen anders. Von dem 40 Hektar großen Areal für die Rinder ist nämlich der größte Teil Wald. Hier sollen die Rinder Ordnung schaffen, damit das Gehölz lichter wird – und sich so neue Tier- und Pflanzenarten ansiedeln können. Kurz: Sie sollen neue, offenere Landschaften schaffen.

Holzfäller

Die Heckrinder sind nämlich in der Lage, kleinere Bäume zwischen ihre mächtigen Hörner zu klemmen, diese dann abzuknicken und die Blätter abzufressen. Auf diesem Weg soll ein hellerer Wald entstehen. Der wiederum wäre für bestimmte Tier- und Pflanzenarten attraktiv. Den Ziegelmelker, eine Vogelart, nennt Helmut Schuler als Beispiel. Schuler kümmert sich beim Naturpark Pfälzerwald um das Projekt.

Ein immer dichterer und düsterer Wald «verjagt» nicht nur Arten, er hat auch andere Nachteile: So ist es um ihn herum kühler. In einer Weinbauregion wie der Pfalz ist das aber nicht gewollt, weil hier milde Temperaturen besonders wichtig sind.

Auch auf dem wiesigen Teil des Areals, das idyllisch an einem Weiher liegt und auch ein Hangmoor einschließt, wird sich Einiges tun. Schuler zeigt auf zwei gewaltige Haufen, die die Rinder auf der Wiese hinterlassen haben. Der Kot locke Fliegen an, die wiederum Vogelarten anlockten, die sich von den Fliegen ernähren. «Das ist ein spannendes Projekt. Man weiß nicht, was genau passieren wird.»

Achtung Bulle!

Noch sind die Kühe unter sich, bald soll ein Bulle dazukommen und die Herde noch etwas wachsen. Geplant sind dann auch Angebote für Kinder, denen anhand der Rinderherde Naturzusammenhänge nahegebracht werden sollen. Dabei soll den Kleinen auch nicht verheimlicht werden, dass die Tiere eines Tages geschlachtet werden. Das Fleisch der Heckrinder sei sehr schmackhaft, sagt Schuler. Regionale Vermarktung ist hier das Stichwort.

Auch gegen Tourismus haben die Verantwortlichen nichts einzuwenden, auch wenn das nicht an erster Stelle stehe, wie Peter Hiery vom Gemeinderat St. Martin sagt. Direkt neben der Weide liegt eine Grillhütte. Der Betreiber berichtet von neuen Besuchern, seit die Rinder hier seien, erzählt Hiery. Der Wirt passt als «Kümmerer» nebenbei auch auf, dass keines der Tiere ausbüxt.

Offizielle Eröffnung geplant

Es soll auch noch eine offizielle Eröffnung des Projektes geben, für die die Verantwortlichen dann auch prominenten Besuch aus Mainz erwarten. Zu feiern gibt es schon jetzt den ersten Nachwuchs. Eine Kuh hat – ganz ohne Hilfe – ein Kalb zur Welt gebracht.

Bei den Rindern handelt es sich um sogenannte Abbildzüchtungen der Auerochsen, die einst auch in Europa heimisch waren und im frühen 17. Jahrhundert ausgerottet wurden. Also um Kreuzungen mit dem Ziel, ein dem Auerochsen ähnliches Tier zu bekommen. Als «extrem gutmütig, aber neugierig» beschreibt Hiery die Rasse. Für das Interesse der Kühe an dem Fotografen, hat er aber noch eine andere Erklärung: «Das sind doch Mädchen, die lassen sich eben gerne fotografieren.»