Drohne im Weinberg: Ein unbemannter Kleinhubschrauber soll Winzern künftig beim Spritzen der Reben an steilen Hängen helfen. Ein erstes vom Boden aus gesteuertes Modell sei an der Mosel bereits erfolgreich getestet worden, sagte der Leiter des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel, Hubert Friedrich, am Mittwoch in Bernkastel-Kues. Auch die luxemburgischen Winzer könnten von dieser technischen Errungenschaft profitieren. Im Großherzogtum bewirtschaften etwa 450 Haupt- und Nebenerwerbswinzer 1300 Hektar Weinberge.
In einem 1,1 Millionen Euro teuren Forschungsprojekt soll nun bis 2015 ein Prototyp entwickelt werden, der mit Hilfe eines Autopiloten die Rebzeilen abfliegt. Er könnte tiefer fliegen als die bisher eingesetzten Hubschrauber mit einem Piloten an Bord und «genauer, effizienter und leiser spritzen», sagte Friedrich zum Startschuss des Projekts.
Einen Meter über den Reben
Der 85 Zentimeter hohe und 1,80 Meter lange Hubschrauber könne in etwa einem Meter Höhe die Reben überfliegen, sagte der künftige Leiter des Projekts beim DLR, Freimut Stephan. Nach der Erstellung von dreidimensionalen Karten und festgelegten Flugbahnen für die Drohne sei dies dann auch an Stellen möglich, die bisher nicht erreicht wurden: etwa an Felsvorsprüngen oder in Mulden. Insgesamt reiche der Spritzmittel-Tank für etwa einen halben Hektar Fläche.
«Das ist ein guter Tag für die Zukunft des Steillagenweinbaus an der Mosel», sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser (CDU). Der Hubschrauber könnte ein Baustein sei, um den Steillagenwinzern eine Perspektive zu bieten. Sein Ministerium unterstützt das Forschungsprojekt mit rund 800 000 Euro.
Viele steile Hänge an der Mosel
Das Weinbaugebiet Mosel gilt als größtes zusammenhängendes Steillagengebiet der Welt. Fast die Hälfte der knapp 9000 Weinberge zählt zu Steillagen mit einer Steigung von mehr als 30 Prozent. Wegen der hohen Arbeits- und Kostenbelastung haben Winzer in den vergangenen Jahren immer wieder Weinberge aufgegeben. «Wir hoffen mit der Drohne schneller und schlagfertiger arbeiten zu können», sagte Mosel-Weinbaupräsident Rolf Haxel.
Erste Testflüge des Kleinhubschraubers soll es nach Angaben von Stephan erst 2013 geben. Vorher werden das Fluggerät noch weiter entwickelt sowie Programme und Karten erstellt. Der Hubschrauber sei weltweit einzigartig, sagte er. In Japan gebe es zwar gut 2300 unbemannte Hubschrauber, die über Reisfeldern eingesetzt würden. Diese flögen aber nicht mit Autopiloten und könnten nicht eine Last von 25 Kilo Spritzmittel tragen.
Das Forschungsprojekt wird vom DLR Mosel koordiniert. Seit Ende 2010 ist dort das Steillagenzentrum angesiedelt, das Forschung, Lehre und Beratung rund um den Weinbau in steilen Lagen unter einem Dach vereint. Hier wurden bereits eine Traubensortier-Maschine für faule und gesunde Trauben und ein Steillagen-Vollernter entwickelt. Partner des Hubschrauber-Projekts sind die Firma CAD+Modelltechnik Jung, das Deutsche Zentrums für Luft- und Raumfahrt und die Laserpluss Aktiengesellschaft.
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