Die Chinesische Handelskammer in Deutschland kennt den neuen Investor am verschuldeten Hunsrück-Flughafen Hahn bislang nicht. Eine Kollegin habe die Shanghai Yiqian Trading Company (SYT) auch nicht im chinesischen Internet entdeckt, sagte ein Sprecher der Kammer am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Shanghai Guo Qing Investment Company, die als eine der Investorengesellschaften hinter der SYT und als Baufirma genannt wird, sei dagegen bekannt. «Das ist ein großes Unternehmen», sagte der Sprecher.
Die rheinland-pfälzische CDU hegt Zweifel an der Seriosität der SYT mit Yu Tao Chou als Generalbevollmächtigten, der nach eigenen Angaben Arzt ist und den Hahn schon öfters als Pilot angeflogen hat. Die am Montag von der SYT am ehemaligen US-Fliegerhorst Hahn vorgelegten Pläne wirkten nicht tragfähig, sagte CDU-Fraktionsvize Alexander Licht. «Ich kenne kein Konzept, nur Absichten.»
Seriöser Partner
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) stuft die SYT dagegen als seriös ein. «Ich kann nur sagen, dass ich mich vergewissert habe, dass diejenigen, die die Verkaufsverhandlungen geführt haben, alles an Sicherheiten eingeholt haben, was möglich ist», sagte sie. «Nach den Dingen, die wir haben überprüfen lassen, gab es für mich keinen Anlass, daran zu zweifeln, dass das ein seriöser Partner ist.»
Die für den Verkauf verantwortliche Beratungsgesellschaft KPMG, die auch in Schanghai mit einem Büro vertreten ist, hatte betont, die SYT habe sichere, von der EU-Kommission geprüfte Businesspläne präsentiert. Ihr Frankfurter Rechtsberater Gunther Weiss sagte: «Sie existiert mindestens seit 2013.» Es gebe in China mehrere Firmen mit diesem Namen. «Das kann zu Verwirrung führen.» Ein KPMG-Jurist ergänzte: «Das ist eine Handelsgesellschaft.» Laut dem rheinland-pfälzischen Innenministerium gibt es eine Bankbestätigung der Bank of China: Der Investor sei ausreichend liquide.
Führendes Unternehmen
Zu den Geschäftsfeldern der dahinter stehenden Shanghai Guo Qing Investment Company gehören nach SYT-Angaben Immobilieninvestment, Kapitalmanagement, Logistik und der Verkauf von Baumaschinen. «Sie ist in China das führende Unternehmen bei inländischen Bauprojekten.»
Die SYT hat die rheinland-pfälzischen Anteile (82,5 Prozent) am hoch defizitären Flughafen Hahn übernommen und will auch die hessischen 17,5 Prozent kaufen. Insgesamt soll dafür ein niedriger zweistelliger Millionen-Euro-Betrag fließen. Das Gesetz dazu soll dem Mainzer Landtag bis zur Sommerpause vorgelegt werden. Der Regionalflughafen soll mit dem Verkauf allmählich schwarze Zahlen schreiben. Bis 2024 kann er laut dem Mainzer Innenministerium mit Betriebs- und Investitionsbeihilfen sowie Zuschüssen für die Sicherheit in einer Gesamthöhe von bis zu rund 70 Millionen Euro Steuergeld rechnen.
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