Die Weichen für einen Nationalpark im Hoch- und Idarwald sind gestellt. «Hier und heute kann die Geburtsstunde eines Nationalparks im Hunsrück sein», sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) am Mittwoch in Börfink (Kreis Birkenfeld). Der Hochwald im Südwesten des Hunsrücks sei eine Region mit einzigartiger Naturvielfalt und hervorragend geeignet, erster Nationalpark des Landes zu werden.
Daher trete das Land nun offiziell mit der Region – als erste landesweit – in eine zweite Phase, in der ein intensiver Dialog mit Bürgern, Verbänden und Kommunen geführt werde. Am Ende der zeitlich unbefristeten Phase werde eine Entscheidung getroffen. «Wir werden dann hoffentlich das Ergebnis haben, dass wir es machen, aber der Prozess ist ergebnisoffen», sagte Umweltstaatssekretär Thomas Griese.
Natur sich selber überlassen
In einem Nationalpark wird die Natur überwiegend sich selbst überlassen. Etwa drei Viertel der Fläche müssen ungenutzt bleiben. Auf den Wegen darf aber gewandert, Rad gefahren und geritten werden. In Deutschland gibt es bislang 14 Nationalparks.
«Der Hochwald ist ein Schatzkästchen der biologischen Vielfalt», sagte Griese. Daher habe das Bundesamt für Naturschutz die Region auch als einen von deutschlandweit 30 «Hotspots» ausgewiesen. Es gebe einen großen Anteil von Buchenwald, Nasswiesen und Quellen mit schützenwerten Tieren wie Wildkatze, Schwarzspecht, Storch und neuerdings auch Luchs. «Wir haben hier einen Naturschatz, der sich vor unseren Augen und Ohren auftut», sagte Griese.
Bis zu 8500 Hektar
Die vom Land favorisierte Variante umfasse auf rheinland- pfälzischer Seite rund 7000 Hektar mit einem Buchenwaldanteil von 60 Prozent und Naturschutzgebieten von etwa 660 Hektar. Mit einem «Zipfel» im Saarland wachse der Nationalpark auf 8000 bis 8500 Hektar. Die Variante trage Bedenken der Holzindustrie Rechnung und lasse größere Fichtenbestände außen vor, die von den Sägewerken weiter genutzt werden könnten, sagte Griese.
Mit Blick auf die Soonwald-Region, in der in den vergangenen Wochen die Zustimmung für einen Nationalpark gestiegen sei, sagte Höfken: «Der Tür für den Soonwald ist nicht zu.» Im Fall einer Interessenbekundung aus dem Landkreis Bad Kreuznach müsse aber eine Abstimmung mit dem Hochwald erfolgen, sagte sie. Die anderen Regionen, die zunächst im Gespräch waren – etwa der Pfälzerwald – hätten kein Interesse an einem Nationalpark gezeigt, sagte Griese. Bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2016 solle die Schutzzone endgültig stehen.
«Eine große Chance»
«Der Nationalpark ist für den Kreis Birkenfeld eine große Chance», sagte Landrat Matthias Schneider. «Wir sehen den Park auch als wirtschaftliches Projekt zur Strukturförderung.» In den vergangenen Jahren habe man «außer Militär und Edelsteinen» nicht viel gehabt. Nun solle es einen Informations- und Aufklärungsprozess geben. «Es gibt keinen Nationalpark von oben herab. Das muss schon von unten kommen», sagte Höfken.
Mit der Ausweisung eines Nationalparks setze das Land auch die Strategie der Bundesregierung zur Biodiversität weiter um, sagte die Ministerin. Die Schutz-Waldfläche in Rheinland-Pfalz betrage derzeit lediglich 3,8 Prozent – müsse aber langfristig auf 10 Prozent steigen. «Da haben wir noch was zu tun.»
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