Auf 63 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden seit Donnerstag neben Klassikern rund 1100 nagelneue Brett- und Kartenspiele präsentiert. 910 Aussteller aus 41 Nationen zeigen ihre Trends, darunter auch drei Spieleautoren aus Luxemburg. Dennis Kirps, Jean-Claude Pellin und Christian Kruchten haben mehrere Kinder- und Familienspiele zum Teil gemeinsam entwickelt und Verlage gefunden, die diese kommerziell vertreiben. Die kreative Stube der Luxemburger Spieleautoren ist vor allem die Gosseldinger Schule, wo sich der einzige offizielle Brettspielclub einmal die Woche zum analogen Zocken trifft.
Erklären im Minutentakt
Am Freitagabend, kurz ehe die Besucher aus den Messehallen gebeten werden, sind Jean-Claude und Dennis sichtlich geschafft von dem langen Tag. Für Sie hat die Messe bereits Dienstag begonnen, als der Zutritt noch Verlegern und Presse vorbehalten war. “In den ersten drei Tagen versucht man schon ein Maximum der Business-Termine abzuhaken, also Interviews mit Fachmagazinen und vor allem Prototypen neuer Spiele bei Verlegern präsentieren. Ab Donnerstag steht man dann acht Stunden an seinem eigenen Stand und erklärt im Viertelstundentakt seine Spiele”, schildert Dennis Kirps.
Christian Kruchten, der gemeinsam mit Dennis Kirps das Spiel “Balla Balla” beim Großverlag “Noris” veröffentlicht hat, präsentiert auf der Spielemesse nicht die eigenen Spiele, sondern seine Leidenschaft gilt vor allem dem Erklären der Spiele anderer Autoren. Der Polizist besuchte die Spielemesse vor 15 Jahren zum ersten Mal und lernte im Laufe der Jahre beim Testen von Spielen die sogenannten “Erklärbären” am Ravensburgerstand kennen. Als eine Erklärbärin ihren Posten auf der Essener Spielemesse aufgab, hinterließ sie beim Verlag eine Empfehlung für Christian, der Interesse an dem Job geäußert hatte. Bezahlt werden Erklärbären von den meisten Verlagen mit neuen Spielen aus dem Sortiment und könne diese daher dem Publikum besonders gut erklären.
Lange Tage, kurze Nächte
Auch Jeia Scholtus aus der “Spillfabrik” ist als Erklärbärin im Einsatz, dieses Jahr im Business-Bereich des Pegasus-Verlags, was ein echter Ritterschlag ist. Sie ist erst seit vier Jahren Erklärbärin und über eine Bewerbung beim Verlag an den Job gekommen. “Castings gibt es nicht, aber für wichtige Messen wie die hier in Essen wählen sie die 70-80 Erklärbären aus, die sich schon auf anderen Messen bewährt haben.” Das Erklären in der abgeschotteten Business-Lounge ist allerdings sehr verkaufsorientiert, niemand setzt sich hin und hat die Zeit, zu spielen: “Die Leute draußen zu betreuen, immer mal wieder einzugreifen und Tipps zu geben, macht genauso viel Spaß, das hat eine andere Dynamik”, meint sie.
Auch für sie beginnt der Tag auf der Messe morgens schon um neun und dauert mit Abbauen der Spiele bis Abends acht Uhr, “und bei fast achtzig Erklärbären in einer Herberge geht man dann natürlich auch noch nicht gleich ins Bett”, lacht Jeia.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können