Der einarmige Roboter, der derzeit rund um die Uhr vor dem Trierer Dom die Bibel abschreibt, hat bereits fast die Hälfte geschafft. «Er ist jetzt knapp beim 30. Buch von insgesamt gut 60», sagte der Kulturbeauftragte des Bistums Trier, Micha Flesch, der Nachrichtenagentur dpa. Mit einer Kalligraphie-Feder schreibt der einarmige Roboter in schwarzer Tinte Buchstabe für Buchstabe auf eine Papierrolle. Insgesamt elf Monate muss er schreiben, um pünktlich zum Start der Heilig-Rock-Wallfahrt am 13. April 2012 fertig zu sein. Bis zu 1,3 Millionen Menschen werden den Bibelroboter bis dahin bestaunt haben, lautet die Schätzung.
Der Roboter, der in einem drei mal sieben Meter großen Ausstellungscontainer steht, sei «ein voller Erfolg», sagte Flesch. Er mache Menschen neugierig auf die Wallfahrt. «Er hat auch schon ein ordentliches Stammpublikum.» Es gebe Leute, die kämen täglich, andere mindestens ein Mal pro Woche. Hinterher diskutierten sie über die Stelle der Lutherbibel, die der Industrieroboter mit christlichem Auftrag gerade geschrieben habe. Insgesamt 3,5 Millionen Buchstaben müssen auf 2000 Seiten Papier gebracht werden. Den Roboter hat die Künstlergruppe «robotlab» aus Karlsruhe entwickelt.
Pause wegen Datenstau
Einmal seit dem Start Anfang Mai habe der Roboter eine Zwangspause einlegen müssen. «Da gab es einen Datenstau», sagte Flesch. Nachdem die Daten neu aufgespielt worden waren, floss die Tinte wieder. Der Roboter solle nun auch verstärkt Thema im Unterricht der Schulen werden. Gerade sei eine Unterrichtsreihe entwickelt worden, die das Projekt für verschiedene Fächer aufarbeite: Kunst, Geschichte und Deutsch. Noch im Dezember solle im nahe gelegenen Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum eine kleine Schreibwerkstatt eingerichtet werden, in der Kinder erste kalligraphische Versuche machen könnten.
Zur Heilig-Rock-Wallfahrt werden vom 13. April bis zum 13. Mai 2012 rund eine Million Pilger in Deutschlands ältester Stadt erwartet. Dann wird der Heilige Rock, das angebliche Gewand Jesu Christi, erstmals in diesem Jahrtausend gezeigt. Normalerweise liegt die Tunika verschlossen und nicht sichtbar im Dom in einem klimatisierten Schrein.
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