Ein Bestatter aus Bad Münster am Stein (Kreis Bad Kreuznach) hat mindestens 17 Urnen unter falschem Namen beigesetzt. Gegen den Mann werde unter anderem wegen Betrugs ermittelt, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt in Bad Kreuznach, Michael Brandt, am Mittwoch und bestätigte mehrere Medienberichte. Es sei nicht auszuschließen, dass noch weitere Fälle ans Licht kommen. Die Ermittler gehen von Vorsatz aus, da an einigen Urnen Namenschilder entfernt worden waren.
Der Bestatter entschuldigte sich unter anderem in einer Zeitungsanzeige bei den Angehörigen und kündigte an, sein Gewerbe noch diese Woche abzumelden, wie sein Anwalt erklärte.
Attrappe beigesetzt
Vermutlich habe der Mann beim ersten Fall den Termin für eine Beerdigung nicht einhalten können, da er die Urne noch nicht vom Krematorium zurückbekommen hatte, sagte Oberstaatsanwalt Brandt. Um Ärger mit den Angehörigen zu vermeiden, habe er eine Attrappe beisetzen lassen. «Dann nahm das seinen Lauf.» Mit der überzähligen Urne habe er dann einen erneuten zeitlichen Engpass überbrückt.
Der Bestatter kam nach den Worten seines Anwalts ins Visier der Fahnder, als sich ein Krematorium wegen einer nicht abgeholten Urne an die Verbandsgemeinde wandte. Dabei stellte sich heraus, dass der Verstorbene – zumindest laut Papieren – bereits bestattet worden war. In dem Grab wurde dann die Urne eines anderen Toten gefunden.
Die Identität der Bestatteten sei eindeutig mit dem nummerierten Schamottstein nachweisbar, der vor der Verbrennung jeder Leiche beigelegt wird und in der Urne bleibt, erklärte Oberstaatsanwalt Brandt. Gegen den Bestatter werde auch wegen Urkundenfälschung und Störung der Totenruhe ermittelt. Neben Friedhöfen in Bad Münster am Stein sind auch Gräber in der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermoschel betroffen, wo das Beerdigungsunternehmen eine Niederlassung hat.
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