Die Gewerkschaften CGT, CFDT und FO im lothringischen Florange haben beschlossen, Teile der Anlage zu blockieren, um ArcelorMittal zu zwingen, die Hochöfen nicht abzuschalten. Am Donnerstag Vormittag blockierten sie den Dampfgenerator und damit die Galvanisierungsanlage. Eine weitere Blockade-Aktion betrifft den Bahnhof von Ebange. Von dort aus wird der Koks der Kokerei nach Dünkirchen geliefert. Ziel der Aktion: Die Kokerei darf weiter Koks produzieren, der aber muss gelagert werden, weil die Güterzüge nicht aus dem Bahnhof heraus kommen.
Das Ziel der Gewerkschaften ist, die Stahlproduktion in Dünkirchen zu behindern, die von der Koksproduktion in Lothringen abhängig ist. Züge für die anderen Stahlproduzenten und Stahlverarbeiter wie Tata Steel werden nicht behindert. Die Aktion kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem ArcelorMittal einen Hochofen in Dünkirchen wieder in Betrieb genommen hatte, der zuvor aufgearbeitet worden war. Danach hatte er allerdings die Stahlproduktion nicht wieder aufgenommen. ArcelorMittal hatte den Hochofen in dieser Woche wieder in Betrieb genommen, weil die Nachfrage angezogen hatte. Die Läger der Stahlkunden leeren sich. So erhöht sich kurzfristig die Nachfrage. Durch den zusätzlichen Hochofen erhöht sich der Koksbedarf in Dünkirchen. Die Gewerkschaften wollen durch ihre Koksblockade Druck auf ArcelorMittal ausüben.
In einer Sackgasse
Die lothringischen Gewerkschaften akzeptieren die Vereinbarung zwischen der französischen Regierung und ArcelorMittal nicht, nach der die Hochöfen in Hayange/Florange Ende März ausgeblasen werden sollen. Der von der Regierung eingesetzte Kommissar zur Verfolgung der Einhaltung der Vereinbarung hatte Ende vergangenen Jahres der CFDT erläutert, dass es sich nicht mehr darum drehe, die Regierungsvereinbarung zu diskutieren oder in Frage zu stellen. Es drehe sich nur darum, zu verfolgen, ob ArcelorMittal die Vereinbarungen einhalte. Das akzeptieren CGT, CFDT und FO nicht. Sie verlangen nun Auskünfte und Aktionen des Regionalpräfekten in Metz, der in der vergangenen Woche die Generalsekretärin der Präfektur nach Thionville zu einem ergebnislosen Gespräch nach Thionville entsandt hatte.
Die Gewerkschaften in Hayange/Florange befinden sich in einer Sackgasse. Sie hatten fast 15 Monate lang für die Hochöfen gekämpft und die gesamte französische Politik auf ihre Seite gebracht. Sie hatten von der Regierung ein Einschreiten verlangt, akzeptieren nun aber den erzielten Kompromiss nicht. ArcelorMittal wiederum hält sich bisher strikt an die Vereinbarung. In einer Sitzung mit den Gewerkschaften Ende letzten Jahres hatte der Konzern erste Maßnahmen zur Verwirklichung der Vereinbarungen verkündet. Am Freitag findet eine erneute Sitzung mit den Gewerkschaften in Paris statt.
Die Gefahr der Proteste
Mit der Blockade insbesondere beim Koks nutzen die Gewerkschaften das europäisch integrierte System des Konzerns, der in Frankreich die Hochöfen in Florange nicht mehr benötigt, dafür aber die Walzstraßen, der auch die benötigten Koksmengen in Dünkirchen in Florange herstellen lässt.
Die Aktionen der Gewerkschaften bergen eine Gefahr: Die Blockaden der Produktion in Florange werden ArcelorMittal zwangsläufig zwingen, nach Ausweichlösungen zu suchen. Die Aktionen der Gewerkschaften könnten damit erneut in eine Sackgasse führen. Sucht ArcelorMittal nach Ausweichlösungen; weil Florange nicht mehr normal zu betreiben ist, könnten weitere Investitionen nicht mehr nötig werden. Die Aktionen stellen letztlich den Produktionsstandort in Frage. Der von der Regierung eingesetzte Kommissar und auch der Präfekt in Metz werden sich fragen müssen, inwieweit sie den Aktionen weiter zuschauen.
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