Angefangen hat es vermutlich mit einer Ratte, die dort das Glück hatte, Essensreste zu finden. Irgendwann wurden die Nager dann gesehen und Leute haben angefangen, sie zu füttern. Das war vielleicht gut gemeint, aber eine gute Idee war es nicht. Die Ratten haben angefangen, sich dort weiter auszubreiten.
«Bevor wir mit der Bekämpfung angefangen haben, waren da 20 bis 25 Ratten auf einer kleinen Grünfläche. Jetzt sind es ungefähr noch zehn. Diese Ratten waren regelrecht domestiziert und zu festen Zeiten gefüttert worden. Sie hatten keine Angst mehr vor den Menschen und kamen an die Oberfläche, obwohl dort Leute waren», so Gérald Vicenzi von jener Firma, die von der Stadt mit der Lösung des Problems beim Centre Hamilius beauftragt wurde.
Anpassungskünstler
«Von dort werden wir die Ratten ganz vertreiben. Das ist nicht ihr Platz. Jede halbe Minute fährt da ein Bus, Tausende von Leuten gehen da vorbei. Das ist kein Ort, der Ratten gefallen soll.», sagt er weiter
Denn die in der Regel menschenscheuen Allesfresser verstehen sehr schnell, wo sie Futter finden bzw. bekommen und breiten sich dementsprechend aus. «Sie können sich sehr schnell anpassen. Wenn Sie eine Ratte auf einer Brachfläche aussetzen, versteht das Weibchen sofort, dass seine Kleinen etwa durch Kälte oder Nahrungsmangel Gefahren ausgesetzt sind. Wenn sie aber bis ihr kleines Zuhause haben, wie beim Centre Hamilius, wo sie jeden Tag Nahrung bekommen, können sie ihre Vermehrung beschleunigen.»
Krankheitsträger
Ein Weibchen kann vier bis sieben Mal im Jahr trächtig werden. Pro Wurf können drei bis zwölf Jungtiere auf die Welt kommen. Und u.a. weil sich Ratten vorzugsweise in der Kanalisation aufhalten, können sie auch Krankheitsträger (Leptospirose, die Hantavirus-Infektion oder Parasiten wie Flöhe) sein. Allerdings solle man nicht in Panik verfallen, so Vicenzi, denn im Vergleich zu Tauben seien Ratten in dieser Hinsicht verhältnismäßig ungefährlich.
Dass es in einer Stadt Ratten gibt, ist nichts Ungewöhnliches. Wie die Stadt Luxemburg unlängst in einem Informationsblatt mitteilen ließ, gilt hierfür eine Art Faustregel: So geht man zu normalen Zeiten davon aus, dass eine Stadt normalerweise ebenso viele Ratten wie Einwohner hat. Die Menschen sehen in der Regel wenig von den vorzugsweise nachtaktiven Tieren. Man koexistiert in der Regel friedlich und geht sich so weit wie möglich aus dem Weg.
Kontrolle
Ratten halten sich vor allem in der Kanalisation oder Brachflächen auf. Populationen, die sich etwa in Lagerräumen eingenistet haben, verlegen ihre Aktivität in der Regel auf die Zeit, in der keine Menschen anwesend sind. Nur wenn sie gestört werden, etwa durch Bauarbeiten, zeigen sie sich häufiger an der Oberfläche. Oder eben, wenn sie gefüttert werden.
Die Stadt Luxemburg überwacht diese Nagerpopulation allerdings ganz genau.
Über 700 Kanalschächte werden zwei Mal jährlich mit entsprechenden Mitteln behandelt. Natürlich mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen, um zu verhindern, dass die Chemikalien ins Wasser gelangen und um ihren Einsatz so gering wie möglich zu halten. Es werden auch einfache Köder ausgelegt, anhand derer festgestellt werden kann, wo sich tatsächlich Ratten aufhalten und eine Behandlung nötig ist. „Das Ziel einer Rattenbekämpfung ist nicht, die Ratten zu vernichten. Vor allem, weil das gar nicht möglich ist. Und sie verrichten durchaus nützliche Arbeit in den Abwasserkanälen. Aber es geht darum, dass man die Ratten nicht in den Straßen sieht. Und das ist hier das Problem“, so Vicenzi.
Noch drei Wochen soll die Rattenbekämpfung beim Busbahnhof andauern. Zudem arbeitet die Stadt mit der Polizei zusammen, die jene identifiziert, die die Ratten füttern und ihnen erklärt, warum man das auf keinen Fall machen sollte.
Zu Demaart
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