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Frucht der Hasstiraden

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„Besorgte Bürger“ als Wegbereiter der Verbrecher.

Der Mordanschlag auf die Kandidatin für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters, Henriette Reker, schockiert alle anständigen Menschen. Andere jedoch wird diese feige Tat keineswegs schockiert haben, sie werden sich eher mehr oder weniger klammheimlich ins Fäustchen gelacht haben: Jenes rechtsradikale Gesindel aus der Pegida-Ecke, welches durch seine Hetzparolen solchen Verbrechen den Boden bereitet.

Die Pegida-Führung, deren zusehends bräunlicher angehauchte Bewegung am Montag ein Jahr alt wurde und bedauerlicherweise auch hierzulande einige Mitläufer zählt (denen man nahe legen möchte, diesmal doch lieber gleich heim ins Reich abzuhauen), hat es abgelehnt, die auf einer Demonstration gezeigten Galgen, welche mit den Namen von Angela Merkel und „Siegmar“ (sic!) Gabriel versehen waren, zu verurteilen. Pegida-Häuptling Bachmann fand diese „Bastelarbeiten“ offenbar sogar eher amüsant.

Man darf daher davon ausgehen, dass bei dieser widerwärtigen Zusammenrottung „besorgter Bürger“ Gewalt gegen demokratisch gewählte Politiker hinter den Kulissen billigend in Kauf genommen, wenn nicht sogar bewusst gutgeheißen wird.

Die rechtsextremen Hetzredner auf Demonstrationen und in Internetforen fördern aktiv die Verrohung der Sitten, wobei vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise jenen, die das Messer oder die Pistole zücken, suggeriert wird, dass sie dazu berufen seien, das Vaterland vor den regierenden „Verrätern“ zu retten.

Pegida und Kumpane vergiften auf heimtückische Weise die Gemüter zahlreicher Zeitgenossen: Gerade der in diesen Kreisen immer wieder gerne benutzte Begriff des „Verrates“ ist wie kein anderer dazu angetan, wirren oder kriminellen Köpfen einen Vorwand für gewaltsames Handeln zu liefern. Das Kölner Attentat macht deutlich, dass auch in einem freiheitlich verfassten Rechtsstaat das Gelaber vom „das wird man ja aber wohl noch sagen dürfen“ seine Grenzen haben muss.

Wer der Meinung ist, dass eine aktuelle Regierung sich des „Ausverkaufs der Nation“ schuldig macht, der soll beim nächsten Urnengang seinen Beitrag zur allfälligen Abwahl dieser Regierung leisten.

Wenn es eine Mehrheit der anderen Wähler ähnlich sieht, gibt es einen Regierungswechsel. Wenn nicht, dann nicht. Und man hat sich als Bürger daran zu halten.

Wer aber glaubt, das Recht zu haben, die politischen Verhältnisse mit Aufrufen zu Hass und Gewalt in seinem Sinne verändern zu können, den muss man als das bezeichnen, was er ist, nämlich einen Gegner des Rechtsstaates. Der mit der ganzen Schärfe des Gesetzes zu verfolgen ist, ganz einfach, weil er eine Gefahr für unsere Zivilisation darstellt. Und zwar in vergleichbarem Maße wie jene Dschihadisten, vor denen er das christliche Abendland retten zu müssen vorgibt.

Dschihadisten und Moslemhasser spielen in der gleichen Liga: Wie alle radikalen Antagonisten bedingen und brauchen sie sich gegenseitig. Getrennt marschieren, aber gemeinsam die Demokratie in die Zange nehmen, das ist ihre Absicht.

Wir leben in gefährlichen Zeiten. Und das Gift, das die Gegner unserer Freiheiten versprühen, fängt an, erste Wirkungen zu zeigen.