Das Unternehmen ist noch jung. Erst im September feierte der Freeport seinen ersten Geburtstag. Am Samstagabend wird erstmals eine offizielle Auktion in den stark gesicherten Räumlichkeiten am Findel stattfinden.
In dieser kurzen Zeit hat die Institution aber bereits für viel Aufregung gesorgt. Und dazu haben nicht nur kritische Reportagen von ausländischen Fernsehsendern beigetragen.
Der Hauptinvestor, der Schweizer Geschäftsmann Yves Bouvier, findet sich seit einigen Monaten mit einer gewissen Regelmäßigkeit in der Presse wieder. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen „Betrug und Komplizenschaft an Geldwäsche“. Der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew wirft ihm vor, überteuerte Meisterwerke verkauft zu haben. Bouvier bestreitet alle Vorwürfe. Wie die Geschichte ausgehen wird, steht noch in den Sternen.
Klage auf Klage
Aus der Affäre hat der Freeport schnell Konsequenzen gezogen. Im April dieses Jahres entschied Bouvier, seinen Posten als Verwaltungsratspräsident vom Freeport abzugeben. Er wolle sich auf die Gerichtsaffären, die gegen ihn laufen, und auf seine anderen Geschäfte konzentrieren, so sein Anwalt damals in einer Pressemitteilung.
Den Posten als Präsident des Freeports in Luxemburg übernahm der zweitgrößte Investor, Olivier Thomas. Doch im Mai wurde bekannt, dass gegen ihn eine gerichtliche Untersuchung wegen „Diebstahl, Hehlerei und Betrug“ eingeleitet worden sei. Hintergrund war eine Anzeige von Catherine Hutin-Blay, deren Mutter die zweite Frau von Pablo Picasso war. Die Stieftochter reichte Klage ein, da einige Werke aus ihrer Sammlung verschwunden seien. Mittlerweile werde Thomas als „témoin assisté“ (mutmaßlicher Mitwisser) eingestuft. Auch der Ausgang dieser Geschichte steht noch in den Sternen.
Klar war aber, dass die Probleme der beiden wichtigsten Investoren im Luxemburger Freeport nicht zu einem guten Image des Unternehmens beitrugen. „Da beide gute Geschäftsleute sind, war ihnen klar, dass diese Affären die Entwicklung des Freeports belasten“, war gestern aus gut informierten Kreisen zu erfahren. Dementsprechend „suchen sie bereits nach einigen Monaten nach einem potenziellen Käufer. Verkaufen werden sie aber nur, wenn der Preis stimmt. Sie haben Millionen investiert und wollen mindestens ihren Einsatz wieder zurück.“ Es gebe auch bereits potenziell interessierte Käufer, war weiter zu erfahren.
„Gute Geschäftsleute“
Ob es nun aber zu einem Verkauf kommen wird oder nicht, und ob der Verkauf auch die Freeports in der Schweiz und in Singapur betreffe, sei derzeit noch unklar. Es sei einfach noch zu früh.
David Arendt, zuständig für das Tagesgeschäft im Freeport, wollte sich nicht weiter zu dem Thema äußern. „Kein Kommentar“, meinte er. „Das betrifft allein die Aktionäre.“
Aus anderen Quellen war zu erfahren, dass Yves Bouvier bereits vor einigen Wochen Gespräche im Finanzministerium gehabt haben soll – und hier erklärt habe, dass er verkaufen wolle. Dass er in diesem Zusammenhang im Finanz- und möglicherweise auch im Transportministerium vorstellig wurde, macht Sinn. Das Gelände, auf dem der Freeport errichtet wurde, gehört nämlich der staatlichen Flughafen-Betreibergesellschaft LuxAirport. Aus diesem Grund muss der Luxemburger Staat bei einem Verkauf seine Zustimmung geben.
„Der Freeport ist das beste Beispiel einer gelungenen Public-Private Partnership“, erzählte Arendt in einem früheren Gespräch mit dem Tageblatt. Die privaten Partner finanzieren das Projekt. Der Staat sorgt für den nötigen Rechtsrahmen und stellt das Land zur Verfügung. Die privaten Partner bezahlen für das Land, und nach einer Frist von 30 Jahren fällt das Grundstück samt Gebäude wieder in den Besitz des Staates, sofern die Bedingungen dann nicht neu ausgehandelt werden.
Wie auch immer die Geschichte nun weitergeht, ein Ziel hat Luxemburg mit der Errichtung des Freeport bereits erreicht. Das Land hat sich eine Präsenz auf der Weltkarte des Kunsthandels – wo es in der Vergangenheit nicht existierte – erkämpft.
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