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Schütteltrauma beim Windelwechseln

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Ein Mann musste sich am Mittwoch vor Gericht verantworten, weil er sein Kind schwer verletzte. Das sei nicht seine Absicht gewesen, so der Angeklagte.

Am Mittwoch musste sich Juan Carlos G. vor der von Sylvie Conter präsidierten 13. Kammer verantworten, weil ihm vorgeworfen wurde, seinen Sohn im Alter von fünf Wochen derart misshandelt zu haben, dass er mit einem schweren Schütteltrauma in die Klinik eingeliefert werden musste.

„Ohne künstliche Beatmung hätte das Kind nicht überlebt“, ist der Anklageschrift zu entnehmen. Das Opfer wies zahlreiche Blutergüsse im Bereich des Gehirns auf. Sie führten zu massiven motorischen Störungen. Der 40-jährige Beschuldigte erklärte am Mittwoch vor Gericht, er habe seinem Sohn nichts anhaben wollen. Weil das Baby ziemlich schrill geweint haben soll, habe er es festgehalten und geschüttelt, aber nicht geschlagen. Sonst hatte er keine Erklärung für die tragischen Umstände.

Der psychiatrische Gutachter bestätigte, dass der Angeklagte seinem Sohn keine schweren Verletzungen zufügen wollte. In den Gesprächen mit dem Gutachter habe der Angeklagte auch seine Vorstrafe von zwei Jahren erwähnt. Diese Strafe musste er wegen Drogen absitzen. Die Vorsitzende erinnerte den Zeugen daran, dass der Beschuldigte bereits mehrere Prozesse wegen Körperverletzung hinter sich hat. Alles in allem habe man es mit einem aggressiven Charakter zu tun, gab auch der Experte zu.

Schwere Hirnschäden

Die rechtsmedizinische Gutachterin aus Deutschland, die das Kind sechs Wochen nach dem Vorfall untersuchte, sprach neben den Hirnschäden von schweren blutunterlaufenen Verletzungen am ganzen Körper. Die These des Angeklagten, dass er in Panik geraten sei, als sein Sohn keine Reaktion mehr gezeigt und aus dem Mund geblutet habe, und er ihn deshalb habe wachrütteln wollen, widerlegte die Expertin. Überhaupt bestätigte sie die Schilderungen des Beschuldigten nicht.

Die weiteren Enthüllungen der Ermittlerin, dass Mutter und Vater sich nicht gegenseitig vorwarfen, das Kind irgendwie schlecht behandelt zu haben, ließen die Analyse zu, dass es sich um einen einmaligen Kurzschluss gehandelt haben könnte. Eine weitere Ermittlerin bestätigte, dass sich das Opfer gut erholt habe und es sich auch gut weiterentwickelt. Das bestätigte auch die Mutter am Mittwoch im Zeugenstand. Kurz nachdem sie den Beschuldigten kennengelernt habe, sei sie schwanger geworden.

Kurz vor der Geburt sei ihr Mann, der viel gearbeitet habe, dann immer aggressiver geworden. Es sei das erste Mal gewesen, dass er seinem Sohn die Windeln wechseln wollte. Kurz danach habe sie ein herzzerreißendes Schreien gehört und dann war Stille. Danach traf sie ihren Mann mit dem aus dem Mund schwer blutenden Kind an, der behauptete, dass er keine Erklärung dafür habe. Sie nahm ihren Sohn und fuhr gleich mit ihm ins Krankenhaus. Seitdem habe sie keinen Kontakt mehr mit dem Beschuldigten. Die Mutter wurde entlassen, um sich bis am Donnerstag mit ihrem Anwalt darüber zu beraten, ob sie sich als Nebenklägerin erklären will.

Wenig stressresistent

Es war dann der von der Verteidigung geladene Arbeitgeber, der dem Gericht bestätigte, dass der Beschuldigte Stress schlecht bewältigen könne. Es war dann wieder am Beschuldigten, der von der Vorsitzenden auf die Wunde des Kindes an den Lippen angesprochen wurde, worauf der Mann eine schlüssige Antwort schuldig blieb, außer dass er in Panik geraten sei. Es würde ihm leidtun und er wolle nur die Wahrheit sagen. Nur, dass seine Schilderungen der Tat nicht den Verletzungen seines Sohnes entsprechen würden, entgegnete die Vorsitzende. Er sei genervt gewesen, so das Fazit der beiden.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.