Vor der Kriminalkammer müssen sich deswegen jetzt drei Männer verantworten: der Adoptivsohn des Opfers Pascal K., dessen jetziger Lebensgefährte Jérémy B. und ein gemeinsamer Bekannter, Charles C. Ihnen droht lebenslange Haft.
Am Verhandlungstag am Dienstag hatte weiterhin der Hauptermittler das Wort, der den Richtern erklärte, wie man den Angeklagten auf die Schliche gekommen ist. Der Beamte spielte die Vernehmung von Ibraimo B. vor. Dieser Zeuge ist ein Bekannter von Jérémy B. Ibraimo B., der wegen Vergewaltigung in Haft sitzt, sagte, er kenne die jetzigen Angeklagten Jérémy B. und Pascal K. von einer Feier bei einem gemeinsamen Freund. Auf dieser Feier habe Jérémy B. ihm erstmals erzählt, dass es Probleme zwischen ihm und dem Adoptivvater seines Freundes Pascal K. gebe. Der Vater, das spätere Opfer Camille K., soll seinen Adoptivsohn des Öfteren geschlagen haben. Deshalb sei es auch bereits zu verschiedenen Prozessen gekommen. Jedoch habe Pascal K. diese verloren. Angeblich, weil der Richter Mitglied derselben Partei war wie Camille K. Deshalb müsse man Camille K. aus dem Weg räumen. Auf der Videoaufzeichnung der Vernehmung benutzte Ibraimo B. die Worte: «Il faut éliminer le vieux, car il est en train de me faire chier».
Pleite
Jérémy B. habe anschließend Ibraimo B. das Haus gezeigt, wo Camille K. wohnte. «Am gleichen Abend fuhren wir dann zusammen in die Stadt Luxemburg. In einer Bar hat Jérémy B. mir 1.000 Euro gegeben und mich erneut gefragt, ob ich Camille K. umbringen könnte oder jemanden kennen würde, der es tun könnte», so der Zeuge während der Videovernehmung. Mit einem Auftragsmord habe er aber nichts zu tun haben wollen. Die 1.000 Euro habe er trotzdem genommen. Weil er pleite gewesen sei.
Der Zeuge Ibraimo B. wusste ebenfalls, dass die beiden Angeklagten Pascal K. und Jérémy B. nach Kanada auswandern wollten, um dort ein Hotel zu eröffnen. Er habe sich allerdings gewundert, warum sie den «Alten», wie Camille K. immer wieder genannt wurde, umbringen wollten.
Ibraimo B. sagte, er habe in einer Kneipe von dem Mord in Hassel erfahren. Einen Zusammenhang mit Jérémy B. habe er aber nicht gleich erkannt. Erst als er wegen einer anderen Affäre inhaftiert gewesen sei und Jérémy B. in Haft getroffen habe, sei ihm sofort klar geworden, was los war. Umgehend habe er sich bei der Staatsanwaltschaft gemeldet, um in dieser Affäre auszusagen.
Gut informierter Zeuge
Der Hauptermittler sagte am Dienstag, er habe diese Aufzeichnung während der Verhandlung abspielen wollen, um für Klarheit zu sorgen und um die Atmosphäre anlässlich der Vernehmung wiederzugeben.
«Ibraimo B. weiß sehr viel und kann sich sehr gut an einzelne Handlungen erinnern. Der Zeuge kann einzelne Details, wie die Einteilung des Hauses des Opfers, nur von Jérémy B. erfahren haben“, sagte der Polizist, „somit ist bewiesen, dass es des Öfteren Kontakt zwischen Ibraimo B. und dem Angeklagten Jérémy B. gegeben hat.»
Konfuse Zustände
Danach wurden dem Gericht Abhörungen vorgespielt, die im Rahmen der Ermittlung gemacht worden waren. Unter anderem ein Streit zwischen dem Angeklagten Pascal K. und dem Opfer Camille K. Dabei ging es um Möbel und andere Gegenstände, die Pascal K. beim Auszug aus Camille K.’s Haus mitnehmen wollte. Denn Camille K. wollte seinen Adoptivsohn scheinbar loswerden und ihn rausschmeißen.
Während seiner Vernehmung hat Pascal K. angegeben, Camille K. habe ihm immer wieder gedroht, ihn umzubringen, und nicht umgekehrt.
In einer weiteren Aufzeichnung, die der Ermittler dem Gericht am Dienstag vorspielte, ging es um ein Telefongespräch zwischen dem Angeklagten Jérémy B. und einem seiner Bekannten, Charles C. Daraus ging hervor, dass die beiden sich treffen wollten. Bei der Polizei haben die zwei allerdings angegeben, sie hätten miteinander telefoniert, um ein Geschäft (einen Autoverkauf) abzuwickeln. Von einem solchen Geschäft ist in der Aufzeichnung aber gar nicht die Rede.
Am Mittwoch (16.10.13) wird der Prozess fortgesetzt.
(Philippe Hammelmann/Tageblatt.lu)
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