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Der perfekte Banküberfall?

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Am Donnerstag musste sich der heute 42-jährige Jérôme B. vor Gericht verantworten. Ihm wird in erster Linie Banküberfall und Geiselnahme vorgeworfen. Laut Gesetz drohen dem Angeklagten bis zu 25 Jahre Haft.

Am 19. April 2002 wurde die Bankfiliale der Dexia-BIL in Niederkorn überfallen. Jérôme B. erläuterte zu Beginn der Sitzung, dass er nichts mit dem Überfall zu tun hatte. Dieselbe Bankfiliale wurde ebenfalls im Oktober 2002 überfallen. Was diesen Überfall angeht, ist er geständig und sitzt deswegen in Haft.

Der zuständig Ermittler gab im Zeugenstand an, dass die Bankfiliale in Niederkorn am 19. April kurz vor zehn Uhr überfallen wurde. «Es ist eine kleine Filiale, die mit Bankschalter ohne Panzerglas ausgestattet war. Nur bei einem Schalter, wo sich ebenfalls die Kasse befand, war Panzerglas angebracht. Zudem musste man beim Betreten der Agentur zuerst klingeln und die Angestellten haben dann per Knopfdruck die Tür geöffnet», so der Beamte. Am 19. April 2002 befanden sich zwei Bankangestellte in der Filiale. Als es klingelte, öffnete der Geschäftsführer der Filiale die Tür. Knapp nachdem die Person eingetreten war, trat ein weiterer Mann ein.

Mit Pistole bedroht

Sofort zogen beide Personen Pistolen und bedrohten die Angestellten: Sie sollten genau das tun, was von ihnen verlangt wird. Einer der Täter begab sich in den Kassenraum und konnte knapp 80.000 Euro und etwa 7.000 Luxemburger Franken in eine Sporttasche packen. Zudem wurde ein «Security-Pack» mit Bargeld geklaut. Der «Security-Pack» hat sich jedoch sofort zerstört, nachdem die Täter im Auto waren. Bei solch einer Selbstzerstörung hinterlässt das Paket überall rote Pulverspuren. Anschließend seien laut Zeugen die Täter mit einem roten Peugeot 406 in Richtung Rodange geflüchtet. Der gesamte Überfall habe laut dem Ermittler knapp 1 Minute und 38 Sekunden gedauert. Die Beschreibung des zweiten Täters würde auf den jetzigen Angeklagte Jérôme B. passen.

«Zu dem Zeitpunkt wurden in Luxemburg jede Menge Banken und Geldtransporter überfallen und wir erhielten immer dieselbe Täterbeschreibung. Weil Jérôme B. geständig ist, was den Überfall im Oktober 2002 auf diese Filiale angeht, dachten wir, es könnte sich um denselben Täter handeln», so der Ermittler. Ein geklauter Peugeot 407 wurde im Juli 2002 in Longwy gefunden. Während der Anhörung am Donnerstag wurde aber nicht klar, ob es sich bei dem gefundenen Fahrzeug um das Fluchtfahrzeug vom April 2002 handelte. Es wurde zwar eine DNA-Spur von Jérôme B. an einem Joint gefunden, doch von rotem «Security-Pack»-Pulver fehlt jede Spur.

Die Bankangestellte und der damalige Filialleiter erklärten dann den Ablauf des Überfalls. Sie würden sich aber nicht mehr genau erinnern. «Ich kann nicht behaupten, dass der Angeklagte am Überfall beteiligt war», so die Aussage der beiden Banker.

Freispruch

Der Angeklagte erklärte vor den Richtern, dass er sehr wohl im Oktober die Filiale der Dexia-Bil ausgeraubt habe, mit diesem Überfall jedoch habe er wirklich nichts zu tun. Auch gestand er am Donnerstag, als professioneller Autodieb gearbeitet zu haben. Jérôme B. wurde wegen des Bankraubes und der Autodiebstähle in Frankreich zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Verteidigerin von Jérôme B., Me Céline Mertes, sprach von einem Indizienprozess. «Es gibt keine Beweise», so Me Mertes. Deswegen forderte sie den Freispruch.

Nicht allzu oft kommt es vor Gericht vor, dass auch die Staatsanwaltschaft Freispruch fordert. «In dieser Affäre bleibt uns jedoch keine andere Wahl», erklärte der Substitut gestern.

Das Urteil ergeht am 13. November.

(Philippe Hammelmann/Tageblatt.lu)