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«Es ist die Hölle»

«Es ist die Hölle»
(AFP/George Ourfalian)

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Die syrischen Regierungstruppen und ihre Hilfsmilizen haben die Einnahme der langjährigen Rebellenhochburg in Aleppo am Dienstag fast vollständig abgeschlossen.

«Wir erleben die letzten Momente vor dem Sieg», sagte ein hochrangiger Verantwortlicher des Militärs. Die UNO beklagte, die Hilfsmilizen hätten in Aleppo 82 Zivilisten willkürlich erschossen. «Es ist die Hölle», erklärte die Hilfsorganisation Weißhelme, die auf der Seite der Aufständischen humanitäre Hilfe für die Zivilisten leistet. Im syrischen Staatsfernsehen wurden Bilder aus den Stadtvierteln gezeigt, die den Aufständischen in den vergangenen Wochen entrissen wurden.

Es sind immer gleiche Szenen der Verwüstung. Aus den Trümmerlandschaften bahnte sich am Dienstag eine Schlange hunderter Zivilisten den Weg, um dem Elend zu entrinnen. Angesichts der Not der Zivilbevölkerung in Aleppo richtete der französische Präsident François Hollande an die Verantwortlichen ein «humanitäres Ultimatum». 120.000 Menschen würden in Aleppo «als Geiseln festgehalten», sagte der französische Präsident.

«Nichts unversucht lassen»

Der UN-Sicherheitsrat sei im Syrien-Konflikt «blockiert», weil Russland sein Veto-Recht nutze, beklagte Hollande. «Wir sind uns einig, dass wir alles tun, um die Evakuierung der Bevölkerung sicherzustellen», fügte er hinzu. Gesundheitszentren müssten geschützt und humanitäre «Korridore» eingerichtet werden. Merkel sagte, es werde «nichts unversucht» gelassen, um «beim syrischen Regime» und seinen Unterstützern, Russland und Iran, «die Einsicht zu erzeugen, dass die Situation der Menschen dringend verbessert werden muss».

Hollande sagte, bei der Einrichtung von humanitären Korridoren sollten die Türkei und Russland einbezogen werden. «Wir müssen handeln und wir werden handeln», fügte er hinzu. Die Türkei will sich bei Russland verstärkt für eine humanitäre Lösung für Aleppo einsetzen. «Wir werden unsere Gespräche mit Russland und anderen Ländern intensivieren, um eine Lösung für diese humanitäre Tragödie zu finden», sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu. Demnach ist am Mittwoch ein Treffen mit Vertretern Russlands zu Aleppo geplant. Die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei wurden im Juni nach einer monatelangen Eiszeit normalisiert.

«Regelrecht hingerichtet»

Den syrischen Regierungskräften war es in den vergangenen Tagen mit der massiven Unterstützung der russischen Luftwaffe sowie schiitischer Milizen aus dem Libanon, Iran, Irak und Afghanistan gelungen, die seit 2012 von den Rebellen gehaltenen Viertel im Ostteil Aleppos fast vollständig zurückzuerobern. Die Einnahme der Großstadt, die vor dem Bürgerkrieg das Wirtschaftszentrum des Landes war, ist ein militärischer Erfolg für die Regierung in Damaskus.

Hilfsmilizen der syrischen Regierungstruppen hätten in den vergangenen Tagen mindestens 82 Zivilisten im Ostteil Aleppos getötet, beklagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville. Die Opfer seien regelrecht hingerichtet worden, unter ihnen seien elf Frauen und 13 Kinder. Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte veröffentlichte eine neue Opferzahl des Syrienkonflikts. Danach wurden seit März 2011 insgesamt 312.000 Menschen getötet, darunter 90.000 Zivilisten.