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«Es fühlt sich nicht an wie Ausland»

«Es fühlt sich nicht an wie Ausland»
(Tageblatt-Archiv)

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In Rheinland-Pfalz leben gut 5000 Luxemburger. Vor allem die grenznahen Orte im Westen des Landes ziehen sie an. Der Grund: die Immobilien sind viel günstiger als bei uns.

Lucien Weber hat in Tawern (Kreis Trier-Saarburg) ein neues, großes Haus gekauft. In seinem Heimatland Luxemburg hätte er sich für dasselbe Geld bloß ein Appartement leisten können, sagt er. Jacques Keiffer wohnt in Onsdorf (Kreis Trier-Saarburg) in einer 75-Quadratmeter-Wohnung zur Miete. Sie ist größer als seine vorherige in Luxemburg – und doppelt so günstig, erzählt er. Ganz klar: Die Luxemburger zieht es wegen hoher Immobilienpreise in ihrem Land über die Grenze nach Deutschland an die Sauer und an die Mosel.

Lebten im Jahr 2002 noch knapp 500 Luxemburger im Kreis Trier-Saarburg, sind es in diesem Jahr 2240, sagt der Sprecher der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Thomas Müller, in Trier. Und der Trend hält an: «Wir gehen auch weiter von einem spürbaren Zuzug aus Luxemburg aus.» Der Kreis Trier-Saarburg beherbergt nach Angaben des Statistischen Landesamt in Bad Ems die meisten Luxemburger. Auf Platz zwei steht der ebenfalls grenznahe Eifelkreis Bitburg-Prüm mit rund 1800 Luxemburgern. In der Moselstadt Trier wohnen gut 500 Menschen mit Luxemburger Pass.

Fühlt sich wohl

Für Keiffer, der zuletzt im luxemburgischen Echternach gewohnt hat, ist seine neue «Heimat» nicht fremd. «Es fühlt sich nicht an wie Ausland. Ich bin gewohnt, oft über die Grenze zu fahren», sagt der Staatsbeamte, der in Luxemburg in einem Ministerium arbeitet. Jeden Tag pendelt er 35 Kilometer hin und her. «Das macht mir nichts aus.» In dem 170-Einwohner-Ort Onsdorf fühlt er sich sehr wohl. «Ich habe viel Kontakt mit den Nachbarn», sagt der 49-Jährige. «Ich habe die erste Hälfte meines Lebens in Luxemburg gelebt. Vielleicht lebe ich die andere in Deutschland. Ich hätte kein Problem damit.»

Auch Weber ist ganz glücklich mit seinem neuen Zuhause. «Man wird hier prima empfangen», sagt der 74-Jährige, der früher Hufschmied war. Die deutsche und die luxemburgische Mentalität passten gut zusammen. «Die Leute hier sind so nett und hilfsbereit», sagt dessen Bekannte Margot Schumacher, die im luxemburgischen Grevenmacher wohnt. «Unser Land ist ziemlich klein – man muss auch über den Tellerrand schauen.» In Tawern gebe es 30 verschiedene Vereine – man könne sich prima integrieren. Auch die deutschen Orte Wellen, Nittel und Wincheringen seien bei den Luxemburgern sehr beliebt, sagt sie.

Luxemburg ist attraktiv

«Die Luxemburger weichen vor den hohen Grundstücks- und Immobilienpreisen aus», sagt Kreissprecher Müller. Koste der Quadratmeter an der deutschen Obermosel rund 200 Euro, liege er auf der luxemburgischen Seite um das Dreifache höher. Neu-Bürger Weber hat für sein 180 Quadratmeter großes Haus in Tawern vor etwa vier Jahren rund 300.000 Euro bezahlt. «Dafür hätte ich Luxemburg ein kleines Appartement bekommen», sagt er.

Die Nähe zu Luxemburg ist aber auch für Deutsche attraktiv. Viele, die ihre Arbeitsstelle in Luxemburg haben, suchen sich nahe der Grenze ein neues Zuhause. «Von rund 40.000 Erwerbstätigen im Kreis Trier-Saarburg pendeln etwa 12.000 nach Luxemburg», sagt Müller. Daher ist die Arbeitslosenquote mit knapp drei Prozent auch eine der geringsten in Rheinland-Pfalz. Und das Gespür für günstigere Preise funktioniert auch andersrum: Die Deutschen fahren auch regelmäßig über die Grenze nach Luxemburg – zum Tanken, Kaffee und Alkohol kaufen. Weil die Steuern da niedriger sind.