Nato-Kampfflugzeuge hätten bei Brega im Osten des Landes Aufständische beschossen, sagte der verwundete Kämpfer Junes Dschumaa im Krankenhaus von Adschabija. «Wir standen bei unseren Panzern, als die Nato zwei Raketen auf uns abfeuerte», berichtete der Kämpfer Salem Mislat. Im Hinterland abseits des Küstenstreifens kämpften beide Seiten um die Kontrolle über Ölfelder.
In der Region um die Hafenstadt Brega verläuft derzeit die Hauptkampflinie im libyschen Bürgerkrieg. Zuletzt war es den Truppen von Machthaber Muammar Gaddafi gelungen, die Rebellen in ihr Kernland – der östlichen Landeshälfte – zurückzudrängen. Wie viele Menschen bei dem Luftangriff verletzt wurden, war zunächst unklar. Nicht weit davon entfernt waren am Samstag 13 Rebellen bei einem Nato-Luftschlag getötet worden. Zum Vorfall vom Donnerstag war zunächst keine Stellungnahme der Nato zu erhalten. Auftrag des Militärbündnisses ist es, eine Flugverbotszone gegen die Regierung Gaddafi durchzusetzen.
Rebellen räumen Stellungen
Gaddafis Truppen hatten zuletzt auf ihren Vorstößen in Richtung Benghasi, der Rebellenhochburg im Osten des Landes, den Ölverladehafen Brega eingenommen. Der nächste größere Ort ostwärts ist Adschdabija, um den herum die Rebellen bereits Verteidigungsstellungen ausgehoben haben. Nach Angaben der Aufständischen beschossen Gaddafi-Truppen am Donnerstag den Ortseingang. Reuters-Korrespondent Michael Georgy sah wie Aufständische die Ausfallstraßen gen Westen räumten und einen Checkpoint aufgaben.
In der Rebellen-Enklave Misrata im Westen des Landes wurden durch Artilleriefeuer nach Rebellen-Angaben fünf Menschen getötet und 25 verletzt. Der Hafen der drittgrößten Stadt des nordafrikanischen Landes – die einzige Verbindung zur Außenwelt – musste zeitweise geschlossen werden. Aufständische berichteten, Nato-Flugzeuge hätten Stellungen der Regierungstruppen angegriffen.
«Nato zu langsam»
Der Rebellen-Generel Abdel Fattah Junes beschwerte sich, die Nato sei zu langsam bei ihren Einsätzen zum Schutz der Zivilbevölkerung. Er hätte auch vergeblich um den Einsatz von Kampfhubschraubern zum gezielten Einsatz gegen schweres Gerät der Regierungstruppen gebeten. Frankreichs Außenminister Alain Juppe sagte, da keine Zivilisten getroffen werden sollten, seien die Einsätze der Nato sehr schwierig.
Um die Kampfkraft der Rebellen zu erhöhen, will Großbritannien nach einem Zeitungsbericht deren militärische Ausbildung verbessern. Die Zeitung «The Guardian» schrieb, Großbritannien dränge arabische Staaten dazu, die Aufständischen auszubilden. Demnach erklärte ein hochrangiger Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums, Sicherheitsfirmen, die auch ehemalige Soldaten beschäftigten, könnten in Ländern wie Katar oder den Vereinten Arabischen Emiraten die Kämpfer trainieren. Bislang kämpfen die Rebellen oft unorganisiert in Gruppen gegen die organisiert vorgehenden Soldaten Gaddafis.
Angriffe auf Ölfelder
Gefechte wurden auch aus dem Hinterland von den Ölfeldern Sarir, Misla und aus der Region Waha im östlichen Rebellengebiet gemeldet. Die Aufständischen erklärten, alle drei Ölfelder seien mit Artillerie beschossen worden. In Milsa und Waha sei die Ölproduktion unterbrochen worden.
In Tripolis sagte dagegen der amtierende Außenminister Chaled Kaim, britische Flugzeuge hatten das Sarir-Ölfeld bombardiert dabei drei Menschen getötet sowie eine Pipeline beschädigt. Rebellen widersprachen dieser Darstellung und erklärten, Gaddafi-Truppen hätten das Ölfeld angegriffen. Die Pipeline führt vom Sarir-Ölfeld zum Hafen Marsa el Hariga bei Tobruk in ein Gebiet, das von Rebellen kontrolliert wird.
Mangel an Ausrüstung
Die Rebellen sind den Regierungstruppen an Ausrüstung deutlich unterlegen und sind auf Finanzquellen angewiesen, um den Feldzug gegen Gaddafi voranzutreiben. Am Mittwoch legte der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker «Equator» in Marsa el Hariga ab. Offenbar hatte er das erste von Rebellen verkaufte Öl seit Beginn der Aufstände im Februar geladen.
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