Es ist das Ende einer Ära: Nach 244 Jahren wird die gedruckte Ausgabe der legendären «Encyclopaedia Britannica» eingestellt. Das sei eine Anpassung an das digitale Zeitalter und «nur ein weiteres historisches Datum in der Entwicklung des menschlichen Wissens», betonte der Verlag Encyclopaedia Britannica mit Sitz in Chicago in seinem Blog. Alle gedruckten Nachschlagewerke erleben derzeit schwere Zeiten. Nicht zuletzt wegen des Siegeszugs der von den Nutzern selbst gepflegten Online-Enzyklopädie Wikipedia.
«Einige Menschen werden deswegen traurig und nostalgisch sein», wurde Verlagschef Jorge Cauz in der «New York Times» von Mittwoch zitiert. «Aber wir haben jetzt ein besseres Werkzeug. Das Internet wird kontinuierlich aktualisiert, es ist viel weitreichender und multimedial.» Der Verlag will sich von nun an ganz auf die Lexikon-Angebote auf seiner Homepage konzentrieren, seine E-Learning-Lösungen für Schulen und seine Apps.
Schwindende Verkaufszahlen
Erstmals in Edinburgh 1768 als Produkt der schottischen Aufklärung erschienen, wurde die «Britannica» zu einem der bedeutendsten englischsprachigen Nachschlagewerke. Sie half bei der Demokratisierung von Wissen im 19. und 20. Jahrhundert.
Inzwischen wurden mehr als sieben Millionen «Britannica»-Ausgaben gedruckt. Die 32-bändige Ausgabe des Jahres 2010, die rund 59 Kilogramm wiegt, war nun die letzte. Nach Angaben der «Financial Times» wurden von dieser Ausgabe nur noch 8500 verkauft. Zu besten Zeiten in den 1990er Jahren waren es dem Blatt zufolge noch 120.000.
«Verschiedene Wertvorstellungen»
Verlagschef Cauz sieht sich nicht im direkten Konkurrenzkampf mit der kostenlosen Wikipedia. «Wir haben sehr verschiedene Wertvorstellungen», erklärte er. «‹Britannica› wird kleiner. Wir können uns nicht mit jedem Zeichentrickcharakter und jedem Liebesleben eines jeden Promis beschäftigen. Aber man braucht eine Alternative, wo Fakten wirklich bedeutsam sind. ‹Britannica› wird niemals so groß sein können, aber es wird immer faktisch korrekt sein.» Wikipedia bietet mehr als 3,7 Millionen Einträge, «Britannica» dagegen nur rund 100.000.
Der irische Entdecker Ernest Shackleton nahm einst einige «Britannica»-Bände mit auf seine legendäre gescheiterte Antarktis-Expedition zu Beginn des vergangenen Jahrhunderte und soll sie Seite um Seite verbrannt haben, um sich zu wärmen. Mit dem Internet ginge das nicht mehr, merkten einige Kommentatoren süffisant an.
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