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Einsatztruppe gegen Hacker

Einsatztruppe gegen Hacker
(dpa/Symbolfoto)

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IBM und Sogeti rüsten in Luxemburg zum gemeinsamen Kampf gegen Cyberkriminelle. Ein "Security Operations Center" soll es richten-

«Das Internet ist das Rückgrat des Wirtschaftswachstums», sagt Premierminister Xavier Bettel. In Luxemburg würde man Informationstechnologien ernst nehmen. Deshalb seien sie auch Chefsache, erklärte Bettel am Montag. Der Premier ist gleichzeitig Minister für Kommunikation und Medien. Anlass war die feierliche Einweihung des gemeinsamen «Security Operations Center» des Technologiekonzerns IBM und des IT-Dienstleisters Sogeti in Luxemburg in der Abtei Neumünster.

Ein «Security Operations Center» (SOC) ist eine Eingreiftruppe, die die Computersysteme von Kunden überwacht und aktiv wird, wenn ihr System gehackt wird. Einen wesentlichen Teil der Arbeit übernimmt dabei eine Software. Anhand festgelegter Regeln entscheidet sie, ob ein ernstes Problem vorliegt, und alarmiert die Sicherheitsexperten des SOC.
Bei einem durchschnittlichen Unternehmen kommt es im Jahr zu Abermillionen so genannten «security events» (dt. Sicherheitsereignisse), wie Julian Meyerick von IBM Security Services Europe gegenüber dem Tageblatt erklärte.

Keine Amateure

Die meisten davon stellen kaum eine Gefahr dar. Etwa wenn ein Mitarbeiter eine Datenbank öffnet, die er eigentlich nicht öffnen sollte. Die Software bricht diese «Events» für das SOC auf ein überschaubares Maß herunter. Unter anderem bedient sich das Programm einer riesigen Datenbank mit vertrauensunwürdigen IP-Adressen. Würden von dem Computer eines Kunden Daten an solch eine IP versendet werden, würde das SOC eingreifen müssen.

Dass sich dabei zwei Unternehmen wie IBM und Sogeti zusammenschließen, hat ganz praktische Gründe, erklärt Jean-François Mairlot von IBM gegenüber dem Tageblatt. Das Team muss Tag und Nacht einsatzbereit sein, so dass es aus mindestens zehn Mitarbeitern bestehen muss. Es braucht also eine kritische Masse, damit es einen Sinn hat, eine solche Abteilung einzurichten. Zusammen haben beide Unternehmen 900 Mitarbeiter in Luxemburg und haben eine PSF-Lizenz, die es ihnen erlaubt, für Finanzunternehmen zu arbeiten.

Staaten destabilisieren

«Diese Initiative ist bahnbrechend in Luxemburg», bewertet Meyerick die Zusammenarbeit. Premier Minister Xavier Bettel verwies darauf, dass wir mehr und mehr abhängig werden vom Internet. Cyberkriminalität betreffe nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch die Behörden. Während es früher größtenteils Amateure gewesen seien, die sich an fremden Computernetzwerken zu schaffen machten, seien es heute «certains Etats», deren Ziel es unter anderem auch sei, Staaten zu destabilisieren.

Er betonte, dass die Cyberkriminalität heute keine Grenzen mehr kennt. «Es ist wichtig, Cyberkriminalität zu bekämpfen», sagte der Premier. Franck Greverie, Global Head of Cybersecurity bei Sogeti, begrüßte die Worte des Premiers und wünscht sich, mehr Staatschefs würden das Thema so offensiv angehen.

Hochsicherheits-Datenbunker

Das Thema nimmt nicht zuletzt einen solch hohen Stellenwert in der Agenda des Premiers ein, weil Luxemburg vor einigen Jahren schon den Informations- und Telekommunikationssektor als fördernswerte Branche ausgemacht hat. Sie soll dazu beitragen, die Luxemburger Wirtschaft vielfältiger zu gestalten. Seitdem wurde viel in Hochsicherheits-Datenbunker investiert und dahingehende Gesetze wurden verabschiedet.

Der Premier verwendet das Wort «Cyberstrategie». Er wolle aber nicht, dass die Unternehmen der Branche nach Luxemburg kommen, weil sie hier „Dinge tun dürfen, die sich im Ausland nicht dürfen“, sondern weil sie hier die besten Bedingungen vorfinden. Bettel bemüht den Vergleich mit der Satellitenbranche. Als die Regierung in den 80er Jahren mit der SES in Betzdorf den Weltraumsektor in Luxemburg begründete, hätten auch viele sie für verrückt gehalten, so der Premier.

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