Auf den Fluren des Moskauer Bolschoi-Theaters herrscht aufgeregte Stimmung. Doch noch sind es keine Ballett- und Opernliebhaber, die sich im 235 Jahre alten Theater aufhalten, sondern Handwerker und Bauarbeiter. Einen Monat vor der feierlichen Wiedereröffnung des Bolschois müssen unter anderem noch die Leisten frisch gestrichen, neue Stühle und Sofas in den Foyers aufgestellt sowie die Bühnendekoration aufgebaut werden. Bis zur Gala am 28. Oktober, bei der unter anderem Opernsänger Plácido Domingo und Natalie Dessay auftreten und auf Russisch singen werden, soll das Bolschoi in neuem Glanz erstrahlen.
Katerina Novikova, die Pressesprecherin des Bolschoi-Theaters, kennt nicht nur fast jeden Tänzer, Sänger und Verwaltungsmitarbeiter des Hauses, sondern auch jede Ecke des klassizistischen Prachtbaus. Während der sechsjährigen Bauarbeiten wurden unter anderem die Fassade des Hauses, die Böden, die Vertäfelungen, die Ausstattung des Saals und die Hauptbühne grundlegend erneuert. «Wir haben auch eine komplett neue Technik installiert. Früher gab es auf der Hauptbühne nur einen Boden, jetzt haben wir zwei: einen für Opern- und einen für Ballett-Aufführungen», sagte Novikova.
500.000 Euro
Der Boden sei beweglich. Auch für neue Vorhänge, die jeweils etwa eine Tonne wiegen, wurde gesorgt: «Wir haben jetzt drei Vorhänge für den Hauptsaal: Einer öffnet sich zu den Seiten, einer von oben nach unten und einer auf die französische Art», erläutert Novikova. Insgesamt belaufen sich die Renovierungsarbeiten für das Bolschoi-Theater auf eine halbe Milliarde Euro.
«Die Tänzer können auf dem neuen Ballett-Boden länger tanzen, und es ist einfacher für sie, weil er weicher ist», sagt Choreograf Serguey Filin, der früher selbst im Bolschoi-Ballett als Solist tanzte und jahrelang an den bekanntesten Häusern weltweit auftrat. Das Bolschoi-Theater will auf dem neuen Bühnenboden seine Zuschauer in der kommenden Saison unter anderem mit dem Ballett «Dornröschen» in den Bann ziehen. Eine der neuen Tänzerinnen im Bolschoi-Ballett ist Olga Smirnova. «Sie hat einmalige Fähigkeiten und ist im Ausland bereits sehr bekannt», sagt Filin. «Ich hoffe, dass sie auch bei uns all die Aufmerksamkeit, die sie verdient, bekommt und ihren Platz im Ballett findet», fügt Filin hinzu.
Ein Ausnahmetheater
Auf dem Programm des Bolschoi-Theaters steht auch eine Inszenierung der Oper «Ruslan und Ljudmila» von Michail Glinka, das Ballett «Die Nußknacker» von Peter Tschaikowsky sowie dessen «Schwanensee», der 1877 im Bolschoi uraufgeführt wurde. Das Bolschoi-Theater ist in jeder Hinsicht ein Ausnahmetheater: Die Einrichtung fördert nicht nur den eigenen Nachwuchs und setzt dabei besonders auf russische Talente, sondern ist auch weltweit aktiv: Bereits während der sechsjährigen Renovierungsarbeiten war das Bolschoi-Ensemble in zahlreichen Ländern auf Tournee – und auch in den kommenden Monaten sind Auftritte weltweit, wie etwa in Japan, geplant. Das Bolschoi hat sogar ein eigenes Krankenhaus, für den Fall dass sich die Sänger oder Tänzer verletzen oder krank werden.
Zu Demaart








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